Dreister Werbeschmäh: "Österreichisches" Öl aus anderen Ländern

Woher stammt das Öl in unseren Supermarkten?
Der "foodwatch-"Werbeschmäh des Monats geht an Mazola Maiskeimöl.
foodwatch Österreich kürt regelmäßig den Werbeschmäh des Monats. Diesmal fiel die Wahl auf das Mazola Maiskeimöl.
 
Die Begründung: Die Rot-Weiß-Rot-Banderole, der groß abgebildete Maiskolben und der Hinweis „Hergestellt in Österreich“ können bei Konsumenten leicht den Eindruck erwecken, der Mais käme aus Österreich. Tatsächlich kommt der Mais aus allen möglichen Ländern der EU. Österreich ist nur eines von vielen.
 
Auf der Verpackung ist das jedoch nirgends zu lesen. Diese Information erhielt foodwatch Österreich erst auf Anfrage.
 
Nicht erst seit der Corona-Pandemie bewerben Lebensmittelhersteller ihre Produkte gerne als „österreichisch“ oder mit rot-weiß-roter Flagge auf der Verpackung, weil Konsumenten es mit hochwertigen Lebensmittel assoziieren.
 
Lisa Kernegger, Leiterin von foodwatch Österreich: „Die Aufmachung des Maiskeimöls ist aus unserer Sicht zur Irreführung von Konsumenten geeignet. Maiskeimöl, das nicht zu 100 Prozent aus österreichischem Mais hergestellt wird, mit einer rot-weiß-roten Banderole zu bewerben – viel dreister geht es eigentlich nicht.“

Aus Frankreich und Ungarn

Auf Nachfrage von foodwatch stammt der Mais bei Mazola aus Europa – zum Beispiel Frankreich, Österreich, Italien, Ungarn oder Deutschland. Lediglich die Gewinnung der ölhaltigen Maiskeime sowie die Produktion des Öls finden in Österreich statt.

Rein rechtlich ist die Produktaufmachung aber erlaubt. Gerade deshalb herrscht laut foodwatch Nachbesserungsbedarf.

„Hier wird das Gesetz zum Nachteil der Konsumenten ausgelegt“, sagt Kernegger: „Die EU-Durchführungsverordnung zur Herkunftskennzeichnung der primären Zutaten ist in Sachen redlicher Konsumenten-Information im Grunde nur ein Loch mit ein bisschen Gesetz drum herum. Es gibt viel zu viele Ausnahmen. Wenn die Aufmachung des Maiskeimöls von Mazola rechtlich gedeckt ist, zeigt das aus unserer Sicht eindeutig, dass die gesetzliche Situation dringend nachgeschärft werden muss.“

Auch andere Hersteller nutzen das aus

Den Wunsch der Österreicherer nach heimischen Produkten nutzen viele Unternehmen für ihr Marketing. Mazola sind nicht die Einzigen. Wo Österreich draufsteht, ist nicht immer Österreich drin, wie die foodwatch erklärt. Die Herkunft von Lebensmitteln ist für Konsumenten oft schwer bis gar nicht erkennbar.
 
Aktuell gibt es einen Vorstoß der österreichischen Bundesregierung, die Herkunftskennzeichnung in Österreich von manchen Primärzutaten verpflichtend festzulegen. Gelten soll diese ab 2023 für Eier, Milch und Fleisch.
 
Sowohl Lebensmittel im Handel als auch Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung müssten dann den Hinweis auf die Herkunft der Primärzutat aufweisen. Als Primärzutat gelten jene Zutaten, die über 50 Prozent des Lebensmittels ausmachen, die namensgebend sind oder klar seinen Wert bestimmen.
 
Noch ist aber unklar, ob dieser Vorschlag das Notifizierungsverfahren der EU-Kommission besteht. Erst danach könnte ein entsprechendes Gesetz in Begutachtung gehen. Für foodwatch Österreich ist dieser Vorschlag der Bundesregierung nicht ausreichend.

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