Fleischfresser mit Karies

Malachy, a pekingese, winner of the best in show title at the136th Annual Westminster Kennel Club dog show, eats a chicken and rice meal at Sardi's Wednesday, February 15, 2012 in New York. (Foto:Craig Ruttle/AP/dapd)
Ernährungsmythen.Tatsächlich brauchen Hunde eine ausgewogene Kost. Das humanspezifische Problem Zahnfäule kennen die Vierbeiner nicht

T.C. hat seine Tricks. Ist es Zeit für seine Mahlzeit, nimmt der schwarze Border Collie, ganz Gewohnheitstier, den Napf ins Maul und trägt ihn so lange hinter seiner umtriebigen Besitzerin her, bis sie Schüssel endlich gefüllt auf den Fressplatz stellt.
Die Ernährung von Hunden ist ein breites Thema. Es beginnt bei biologisch artgerechter roher Fütterung, geht über Diätkost zu vegetarischer Ernährung und endet bei selbst gebackenen Weihnachtskeksen. „Es gibt zahlreiche Mythen in dem Zusammenhang“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn kennt die vielen Fehlinformationen rund um Hund und Futter und stellt die sechs gängigsten nach jüngstem Stand der Wissenschaft richtig.
Irrtum 1 Hunde können mit Küchenresten ernährt werden: Speisereste und Küchenabfälle machen die Haustiere zwar satt. Doch die Kost entspricht keineswegs einer gesunden Dauer-Verpflegung. Der Nährstoffbedarf des Vierbeiners unterscheidet sich wesentlich von dem des Zweibeiners. Zudem tut die Würze dem Hundemagen nicht gut. „Wenn die grundlegende Ernährung ausgewogen ist, können Hunde hin und wieder etwas vom Teller bekommen. Das schadet nicht“, sagt Schratter. Doch Routine darf daraus nicht werden.
Ob Betteln belohnt wird, ist Geschmackssache. Rohe Erdäpfelschalen, Zwiebel und Weintrauben sind für Hunde jedenfalls tabu: Es besteht Vergiftungsgefahr.
Irrtum 2 Hunde sind reine Fleischfresser. Sie brauchen rohe Kost: Die Nachfahren der Wölfe sind im Grunde Allesfresser. Der Eiweißanteil im Futter soll bei zwanzig bis dreißig Prozent liegen, den Großteil machen Kohlenhydrate und Fette aus, dazu kommen Ballaststoffe, Obst und Gemüse. Selbst Wölfe ernähren sich nicht ausschließlich von Fleisch. Sie verschlingen auch die Innereien ihrer Beute, verputzen Kleintiere samt Haut und Knochen und lassen sich mitunter Beeren und Pflanzen schmecken.
„Reine Fleischkost schädigt die Gesundheit von Hunden. Haut, Gelenke und Wirbelsäule leiden darunter“, sagt KURIER-Tiercoach Schratter. Ob roh oder gekocht, ob fertiges Trocken- oder Feuchtfutter auf dem Speiseplan steht, kann nach persönlichen Vorlieben entschieden werden.
Irrtum 3 Hunde wissen, wie viel sie fressen müssen: „Übergewichtige Hunde beweisen, dass das nicht stimmt“, sagt die Expertin. Die Vierbeiner sind von Natur aus Schlinger. Da Wölfe nicht täglich Beute machen, halten sich auch ihre domestizierten Verwandten nicht zurück, wenn angerichtet ist. (Wählerische Ausnahmen bestätigen die Norm.) Da die Haustiere jedoch regelmäßig gefüttert werden, ist eine auf ihre Rasse, ihr Alter und ihren Gesundheitszustand zugeschnittene Kost sinnvoll. Futtermittelhersteller liefern Mengenangaben mit, Tierärzte beraten gerne. Übergewicht belastet Gelenke, Herz, Kreislauf und die Bauchspeicheldrüse.
Irrtum 4 Fertigfutter enthält süchtig machende Substanzen: Derartige Zusatzstoffe sind im Tierfutter per Gesetz verboten. Sehr wohl beigemengt sind unwiderstehliche Aromastoffe. So schmeckt z. B. Leberextrakt jedem Hund. Futterhersteller setzen auf legale Verführung.
Irrtum 5 Hunde bekommen Karies. Sie müssen täglich Zähne putzen: „Karies ist eine humanspezifische Krankheit“, sagt die Expertin. Für Vierbeiner ist Zahnfäule kein Problem.
Zahnstein hingegen kann sich auch auf Tierzähnen bilden. Kalbsknochen helfen, den Belag wegzuputzen. Ebenso säubern Kau-Stangen mit spezieller Fasertextur. „Kurzschnauzige Hunde sind eher anfällig für Zahnstein als langschnauzige. Bei diesen sind die Zähne so aufgereiht, dass sie sich selbst gut reinigen“, erklärt Schratter. Von Zahnpasta rät sie ab. Der Abrieb setzt den Zähnen zu sehr zu.
Verzicht auf Zucker unterstützt zwar nicht die Gebisspflege, er hält die Vierbeiner aber schlank und damit gesund.
Irrtum 6 Hunde vertragen Katzenfutter: Katzen sind überwiegend Fleischfresser, die die Aminosäure Taurin nicht selbst herstellen können. Auf diese Besonderheiten ist Katzenfutter abgestimmt – und damit ungeeignet für Hunde. „Naschen Hunde manchmal Katzenfutter, ist das kein Problem“, sagt der KURIER-Tiercoach. Für eine regelmäßige Ernährung muss für jedes Haustier die entsprechende Mischung in den Napf. Zu viel Proteine, zu wenig Vitamine können bei Hunden Durchfall oder Blähungen verursachen.
T.C. – ein Vierbeiner mit überaus menschlichen Zügen – setzt sich übrigens, sobald er im Vorzimmer abgespeist ist, zu den Gästen an den Tisch. Ein leerer Sessel findet sich immer für den vollen Bauch.

Portionen: Zwei Mahlzeiten pro Tag sind für erwachsene Hunde ideal. Die Mahlzeiten der Gewohnheitstiere müssen ausgewogen sein, Abwechslung ist nicht notwendig.
Mischung: Die richtige Zusammensetzung des Futters hängt vor allem von Alter, Größe und Gesundheitszustand des Hundes ab. Alleinfutter deckt den Bedarf an allen lebenswichtigen Nährstoffen ab.
Fressen: Das Futter soll Zimmertemperatur haben. Der Fressnapf muss nach jeder Mahlzeit gereinigt werden.
Futterreste: Sie gehören in den Kühlschrank oder in den Mist.
Trinken: Die Wasserschüssel soll stets mit frischem Wasser gefüllt sein. Hunde müssen ihren Durst jederzeit stillen können.
Verdauen: Vor dem Fressen bietet sich ein Appetit- anregender Spaziergang an, nach der Nahrungsaufnahme tut eine Ruhepause gut.

Kommentare