Eingecheckt: Location-Dienste am Handy
Freunde orten, in Lokalen einchecken, Punkte sammeln - so weit, so kompliziert. Trotzdem ist um sogenannte Location-Dienste, die all das am Handy ermöglichen wollen, ein enormer Rummel entstanden. Das Aushängeschild der jungen Branche, "Foursquare" aus New York, hat seine Gründer Dennis Crowley und Naveen Selvadurai zu Millionären gemacht. Diesen Sommer soll der Trend auch nach Österreich überschwappen. Der Wiener Web-Dienst www.tupalo.com von Michael Borras und Clemens Beer wird in Kürze mit einer eigenen Location-Software für das iPhone starten. Der KURIER durfte sie schon vorab ausprobieren.
Location-Spiele, die als Mini-Programm auf Smartphones installiert werden, erfüllen drei Zwecke. Erstens soll man mit den Handy-Apps nachsehen können, wo sich Freunde und Kontakte gerade aufhalten. Denn vernetzt man sich mit ihnen, hat man Zugriff auf ihre Standortdaten.
Zweitens kann man sein GPS-Handy nach interessanten Orten in der Nähe suchen lassen. Der KURIER testete alle sechs Dienste, wie gut sie Eissalons, Schwimmbäder, Pizzerien, Kinos, Cafés, Friseure, Videotheken und Supermärkte aufspüren. Besucht man einen der Orte, kann man dort wie in einem Hotel einen "Check-in" machen - man schickt über die Handy-Software eine Nachricht an die Freunde, dass man das Lokal betreten hat.
Drittens gibt es das Spiel-Element: Mit jedem Check-in kann man Punkte und Abzeichen sammeln, die gegen Geschenke wie Gratisgetränke oder Rabatte eingetauscht werden können. Marketing-Experten sprechen bereits von neuen Möglichkeiten zur Kundenbindung.
Die Ortung von Personen via Handy ist nicht unproblematisch: Jeder, der in die Programme Freundeslisten von Facebook oder Twitter importiert, sollte wissen, dass alle Online-Kontakte in Zukunft nachsehen können, wo man sich aufgehalten hat. Eine Befragung der US-Sicherheitsfirma Webroot zeigt, dass 55 Prozent der Nutzer von Location-Diensten Angst um ihre Privatsphäre haben. 45 Prozent glauben zudem, dass sie Einbrechern ungewollt Informationen zuspielen, wann Wohnung oder Haus leer stehen. Außerdem fürchten 49 Prozent der weiblichen Nutzer, dass sie Stalkern ihren Aufenthaltsort preisgeben könnten.
Tupalo
Mit Herolds Datenbank im Rücken liefert der Wiener Web-Dienst (iPhone) die besten Treffer, die auf Karten markiert werden. Was noch fehlt: Funktionen zum Freundefinden und Punktesammeln.
Foursquare
Der Vorreiter aus New York (iPhone, Android, BlackBerry) macht vieles richtig: Online-Kontakte sind schnell importiert, die Bedienung ist gelungen. Einige Treffer sind nicht genau, so werden Kebabstuben oft als Pizzerien ausgewiesen.
Gowalla
Das Service aus Texas (iPhone, iPad, Android, BlackBerry) ist vielen zu bunt und verspielt. Gelungen sind die Touren, die etwa zu den Schauplätzen des Wien-Films "Before Sunrise" führen, weniger gut die Treffer der Lokalsuche.
Brightkite
Der Dienst aus Kalifornien (iPhone, Android, BlackBerry) liefert gute Treffer und bietet mit "Check.In" sogar eine Anbindung an Foursquare und Gowalla. Lediglich die Facebook-Integration fehlt.
FriendTicker
Bei dem Dienst aus Berlin (iPhone, Android) gibt es bereits viele Rabatte, die man sich mit Check-ins verdienen kann. Allerdings spielt sich derzeit alles in Deutschland ab. Auch die Suchergebnisse könnten besser sein.
SCVNGR
Zwar wird dieser Dienst aus Boston (iPhone, Android) durch Google finanziert, doch von der Geldspritze merkt man zumindest in Wien nichts. Die App fand lediglich einen Ort im Test - letzter Platz.
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