Einer allein ist nicht genug

Hundeglück im Doppelpack: Zwei Hunde machen mehr Freude, aber auch mehr Arbeit.
Mehrhundehaltung liegt im Trend. Das Zusammenleben wird schwieriger, nicht einfacher.

Hunde sind soziale Wesen, von Natur aus würden sie sich mit Artgenossen zusammenrotten. Doch der Mensch hat sich in Jahrtausenden zu ihrer Familie gemacht. Jetzt wollen immer mehr Halter ein Rudel daheim.

"Es gibt offensichtlich einen Trend zur Mehrhundehaltung", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß aus eigener Erfahrung mit drei Neufundländern, welche speziellen Anforderungen ein derartiges Zusammenleben stellt und wie es klappt.

Motivation

Die Einzelhaltung von Hunden ist per Gesetz nicht verboten, die Mensch-Tier-Beziehung gilt hierzulande als ausreichend. Trotzdem sucht eine steigende Zahl an Hundebesitzern tierische Gesellschaft für ihren Liebling. Spielgefährten sind nie allein zu Hause. Auch Halter von kleinwüchsigen Rassen erfreuen sich vermehrt an einem kleinen Rudel. Nicht zuletzt holen erfahrene Hundefreunde Waisen aus dem Tierschutzhaus. Die Rettung ist ihnen Herzensangelegenheit.

"Es gibt viele Gründe für die Mehrhundehaltung. Fest steht, es ist immer eine Herausforderung", sagt Schratter. Die Hunde müssen besonders gut erzogen sein. Jeder Einzelne muss in die Hundeschule. Die Körper- und Lautsprache der Vierbeiner will in allen Ausdrucksweisen gelernt sein. Auch die Signale zwischen den Tieren müssen richtig gedeutet werden. Allein der Zeitaufwand für die täglichen Rituale verdoppelt sich mit dem Zweithund: Beide Hunde müssen gepflegt und gefüttert werden, beide brauchen Aufmerksamkeit, beide wollen Spielzeug, Spielzeit und Belohnung, beide müssen zum Tierarzt. Die Rechnung ist einfach: zwei Hunde kosten doppelt. Die gesellschaftliche Akzeptanz dagegen nimmt eher ab: "Mit mehreren Hunden ist man nicht überall willkommen", sagt die Expertin.

Verträglichkeit

Sind Zeit-, Platz- und Kostenfragen geklärt, wird es erst recht schwierig: Nicht jeder Hund steht auf Artgenossen. Manche mögen ihr Menschenrudel nicht teilen, andern wollen sich nicht in eine Rangordnung eingliedern. "Man muss sich vor der Anschaffung anschauen, wie sich ein Hund mit anderen tut – zum Beispiel auf der Hundewiese", sagt der KURIER-Tiercoach. Kontaktfreudige Tiere schließen ab etwa zwei Jahren gerne Freundschaft mit Ihresgleichen. Welpen wecken automatisch den Beschützerinstinkt. "Es ist individuell ganz unterschiedlich, welche Charaktere zusammenpassen", sagt Dagmar Schratter. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse übereinstimmen. Dann steht einem Vergnügen zu mehrt nichts im Weg.

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