Ein Hoch aufs Ross

Ein Hoch aufs Ross
Pferde sind wunderbare Haustiere. Wer ein scheues Kommunikationstalent kaufen und artgemäß halten will, muss viel investieren.

Pferde sind intelligent und feinfühlig, groß und stark und tragen ihren Reiter ein Stück durchs Leben. Wer sich auf die scheuen Tiere einlässt, muss aufmerksam und geduldig sein. Hier und jetzt. Bei guter Erziehung entsteht ein einzigartiges Miteinander.

Roswitha Zink träumte schon als Mädchen vom eigenen Pferd und der viel beschriebenen intensiven Freundschaft. Heute ist die Geschäftsführerin von „e.motion – Equotherapie" immer noch überzeugt, dass Pferde wunderbare Haustiere sind. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team weiß aber auch, dass sie spezielle Anforderungen stellen – nicht nur traumhafte.

„Pferde sind eindeutig Haustiere. Die Wildpferde wurden vor Jahrtausenden domestiziert und für den Umgang mit Menschen gezüchtet", sagt Zink. Doch nur wenige Besitzer können ihr Haustier daheim halten, sondern brauchen einen Stall. „Das ist das Hauptproblem. Die monatliche Miete beträgt 200 Euro bis 600 Euro, sie hängt von Region und Qualität des Stalls ab", sagt die Expertin. Das Einstellen verlangt neben den Kosten ein hohes Maß an Vertrauen in die fremde Pflege und ein gewisses Zeitmanagement. Die Box steht selten nebenan.

Vertrauen müssen Pferde-Laien auch den Pferde-Profis, denn die Einhufer sind ein komplexes Thema. Das beginnt bei der Frage nach der passenden Rasse, ob Islandpony oder Haflinger; geht über den richtigen Sattel, der sitzt, mit oder ohne Decke; und endet beim Beschlagen: Nein, Ja, Wie. „Entweder hat man Fachleute im Bekanntenkreis oder sucht sich jemanden, der gut zu einem passt", rät Zink.

Experten-Wissen ist bereits beim Kauf gefragt. So wie die eigene Reit-Erfahrung. „Nur wer schon reiten kann, weiß, ob es ein gemütliches Tier werden soll, eines mit Temperament oder ein sportliches, und wie groß es von der Rasse her sein darf", sagt die Pferdeliebhaberin. Vor der Geschäftsabwicklung gilt es, alles zu fragen, alles zu prüfen und zwar mehrmals. Beim Probe-Ritt und -Spaziergang zeigt sich, wie man mit dem Tier zurechtkommt. Einsteiger sollten sich eher für ein erfahrenes Pferd entscheiden.

Kontrolle

„Gute Erziehung ist wichtig. Pferde haben schnell Angst, da kann es zu gefährlichen Situationen kommen", sagt die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Den richtigen Umgang mit dem Schwergewicht zu lernen, ist eine Lebensaufgabe. Die Lebenserwartung der Kommunikationstalente liegt bei dreißig Jahren. Das heißt auch: Drei Jahrzehnte Verantwortung für ein Haustier, das im Alter verhältnismäßig lange nicht mehr zu reiten, aber intensiv zu pflegen ist.

Ist das Traumpferd gefunden – der Preis beträgt je nach Rasse, Alter und Ausbildung 1500 bis 10.000 Euro –, fallen weitere Kosten an. „Sie sollten eine Versicherung abschließen – für den Fall, dass das Pferd z. B. aus der Koppel ausbricht oder einen Verkehrsunfall verursacht", sagt Zink. Zudem muss der aufwendige Transport organisiert sein: „Man kann das Tier ja nicht im Kofferraum mitnehmen."

Umzug

Im neuen Stall braucht der Vierbeiner Zeit zum Eingewöhnen. Gelingt das nicht innerhalb von drei Monaten, sollte er umziehen. Pferde sind überaus sozial, doch nicht jeder Typ passt in jede Herde. Steht das Pferd gut, kommt zur Miete noch weiterer regelmäßiger finanzieller Aufwand: durch spezielles Futter in Ergänzung zum Gras, durch Aufschläge für den Weidegang, durch Gesundheitschecks alle halben Jahre, Impfungen und akute Versorgungen durch den Tierarzt und Leistungen des Hufschmieds.

Ein Pferd ist keineswegs ein billiges Vergnügen. „Die artgemäße Haltung darf nicht unterschätzt werden." Das ist die eine Seite. Die andere fasst Zink so zusammen: „Es ist schön, wenn man ein Pferd hat – zum Reiten oder zum Beobachten. Pferde haben eine deutliche Sprache. Wenn man sie im Pferdsein betrachtet, kann man ganz viel lernen."

Infos: Hier lernen Schüler und Erwachsene Pferde verstehen

Broschüre Der Verein „Tierschutz macht Schule" hat ein neues Unterrichtsheft herausgebracht: „Tierprofi – Pferde. Von Pferden in der Menschheitsgeschichte über Wildpferde heute bis zum Tierschutz für Pferd und Esel" richtet sich auf 44 Seiten an Schüler der 3. bis 7. Schulstufe. Zum Lesen, Ausfüllen und mit Quiz.
Kostenlose Bestellung (zuzüglich Porto) unter  01 / 876 91 27 bzw. über www.tierschutzmachtschule.at

Workshop Der Tiergarten Schönbrunn bietet in Zusammenarbeit mit dem Verein „e.motion – Equotherapie" den Workshop „Pferdeflüstern" an. Speziell ausgebildete Tiere ermöglichen einen Dialog zwischen Zwei- und Vierbeiner. Inklusive Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung und Theorien zur Kommunikation. Der nächste Kurs für Erwachsene findet am 23. August um 16 Uhr statt. 1,5 Stunden kosten pro Person 49 Euro plus Zoo-Eintritt.

Geräumige Box, nette Nachbarn und frisches Gras

Ein Hoch aufs Ross

Wildpferde lebten einst in überschaubaren Herden, sie bevorzugten weite Steppen. „Zum Glück gibt es schon viele Reiterhöfe mit Offen­ställen, das ist die pferdegerechteste Form zu leben", sagt Roswitha Zink. Die Pferde-Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team gibt Tipps für die richtige Unterbringung der großen Haustiere.

Die meisten Pferde hierzulande leben am Reiterhof in einer Box. Für diese schreibt das österreichische Tierschutzgesetz eine Mindestgröße vor, Bodenfläche und Vorgaben für die kürzeste Seite richtet sich nach der Schulterhöhe des Vierbeiners.

Doch ein heller, großzügiger Wohnraum zum Umdrehen, Niederlegen und mit Kopffreiheit allein reicht nicht für ein glückliches Pferdeleben. Die weiche Einstreu aus Stroh oder Sägespäne muss stets trocken sein und täglich ausgemistet werden. „Die Dauerfresser brauchen Gras, Stroh und Heu. Die eiweißarme Kost soll zwölf Stunden am Tag angeboten werden, das belastet den sensiblen Magen-Darm-Trakt am wenigsten", erklärt Zink. Frisches Wasser zur frischen Luft versteht sich von selbst. Pferde, die viel schwitzen, trinken bis zu 50 Liter täglich.

Zwei Mal am Tag müssen die Lauftiere aus der Box. „Pferde müssen spezielle Muskeln trainieren, um den Menschen unbeschadet tragen zu können. Aber nicht nur Reiten, auch ein Spaziergang face-to-face macht Spaß", sagt Zink. Auf der Weide oder Koppel müssen die dichten Zäune so hoch sein, dass sie nicht übersprungen werden können. Stacheldraht ist verboten. Ein guter Reiterhof sorgt dafür, dass der Mist auch eingesammelt wird.

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