Die Gewinner der Big Brother Awards

Die Gewinner der Big Brother Awards
Negativ-Preis prangert Hetze, Restriktion, fehlenden Datenschutz und andere Misstände im Medien-Bereich an.

Am 25. Oktober wurden traditionell die "Big Brother Awards" im Wiener Rabenhof-Theater verliehen. Die Negativauszeichnungen wurden in vier Kategorien vergeben. Unter den Gewinnern: A1-Chef Hannes Ametsreiter, die ÖVP-Politikerinnen Johanna Mikl-Leitner und Beatrix Karl, die Leiterin der MA 40, Renate Christ sowie der Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die Verleihung der Big Brother Awards - "den Preis, den niemand haben will" - fand wie in den Vorjahren am Dienstag, 25. Oktober, im Theater im Rabenhof in Wien statt. Bei der Gala traten unter anderem Depeche Ambros (Clemens Haipl, Peter Pansky, Peter Zirbs) und Martin Kaltenbrunner mit dem Reactable auf. Auch Peter Franck, der Präsident des Chaos Computer Clubs war zu Gast, als in Wien die Datenschutz-Negativpreise verliehen wurden.

Diese wurden zuvor sorgfältig von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Die Liste der nominierten Personen, Behörden und Unternehmen war lang: Von Mark Zuckerberg über H.C. Strache, Rudolf Hundstorfer bis zur Tiroler Gebietskrankenkasse reichte die Liste der Nominierten.

Preisträger in den einzelnen Kategorien

In der Kategorie "Business und Finanzen" entschied man sich, den A1-Chef Hannes Ametsreiter mit dem Preis auszuzeichnen. Grund für seine Nominierung war seine Ansage gegen Netzneutralität, die er gegenüber des "Wall Street Journal" getätigt hatte. Er sprach sich darin dafür aus, dass die Entscheidung über die Drosselung von Diensten und den Einsatz von "Deep Packet Inspection" den Betreibern überlassen bleiben sollte. "Wir besitzen die Infrastruktur. Wir sollten auch entscheiden, wer sie benutzt." - Dafür gibt es den Big Brother Award.

In der Kategorie "Politik" verlieh am den Preis an Johanna Mikl-Leitner sowie Beatrix Karl von der ÖVP. Die beiden Politikerinnen sprachen sich nach dem Attentat in Norwegen für eine "erweiterte Gefahrenforschung im Internet" aus. "Um solche Attentate zu verhindern, müssten die polizeilichen Befugnisse erweitert werden", so die Politikerinnen. Neben extremistischen Gruppen sollten auch - ohne dass irgendeine Straftat vorliegt - Einzelpersonen nach Gutdünken observiert werden können. Die Indizien für eine mögliche, zukünftige Straftat holt man sich durch die solchermaßen "erweiterte Gefahrenerforschung" aus dem Internet. "Hier geht es um nichts anderes als um die Einrichtung einer weiteren Datenbank, die Personen enthält, denen seitens der Polizei eine künftige, schwere Straftat zugetraut wird. Es gilt also die Schuldvermutung", so die Begründung der Jury. Die beiden setzten sich in der Kategorie gegen H.C. Strache, Detlef Wimmer und Rudolf Hundstorfer durch.

In der Kategorie "Behörden und Verwaltung" wurde Renate Christ, die Leiterin der MA 40 mit dem Big Brother Award ausgezeichnet und zwar für den "Offenbarungseid für Arme". Antragssteller werden davon in Kenntnis gesetzt, dass ihre Daten vom AMS bis Bundespolizei und Arbeitgeber an insgesamt 15 Stellen übermittelt werden und diesen Instanzen zugleich Auskunftsrechte über den Antragsteller eingeräumt werden. In Wien wird bei Bezug der Mindestsicherung allerdings auch der Vermieter über den Bezug informiert. "Doch wie wird ein Vermieter angesichts der Wiener Wohnungsknappheit auf die amtliche Information wohl reagieren, dass ein bis dato unauffälliger Mieter plötzlich Mindestsicherung bezieht?"

In der Kategorie "Kommunikation und Marketing" entschied sich die Jury für den Österreich-Herausgeber Wolfang Fellner. Die Begründung dafür ist die Schlagzeile "Das ist der Inzest-Opa". Damit sei ein 80-jähriger Oberösterreicher, der durch die Aussagen seiner beiden Töchter kurzfristig in Untersuchungshaft gekommen war, "medial hingerichtet" worden, so das "Big Brother Award"-Komittee.Der Verdacht gegen den 80-Jährigen hatte sich bald danach in Luft aufgelöst, sämtliche "Inzest-Opa" Stories wurden aus dem Onlinearchiv des Fellnerblatts purgiert.

Einen Sonderpreis für ein "lebenslanges Ärgernis" bekam der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verliehen. So gab Facebook auf Anfrage der Aktivisten von "Europe versus Facebook" Daten aus dem Gesichtserkennungsprogramm und den über den "Gefällt Mir"-Knopf gesammelten Datensatz nicht raus und sprach von einem "Geschäftsgeheimnis". Eben diese österreichische Aktivisten-Gruppe rund um Max Schrems, "Europe versus Facebook" bekam den "Defensor Liberatis" verliehen. Diese Auszeichnung haben sie sich durch ihren Kampf gegen Facebook in Irland wahrlich verdient.

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