Die Eisheiligen im Test
Der Mai hat seine eigenen Regeln: Vor dem Ende der Eisheiligen wird gewöhnlich im Garten nichts gepflanzt und kein Vieh auf die Weide getrieben. Früher waren Feuer zur Abwehr der Kälte verbreitetet, doch dieser Brauch ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Zahl der Bauernregeln über die Zeit vom 11. (Mamertus) bis zum 15. Mai (kalte Sophie) ist Legion, eine Auswahl gefällig? Die kalte Sophie macht alles hie; Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz; Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder; Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
Ob diese Beobachtungen modernen Methoden standhalten, hat der Meteorologe Alexander Orlik untersucht. "Der Hintergrund der Eisheiligen ist, dass es fast jedes Jahr im Mai kräftige Kaltlufteinbrüche gibt. Der Mai ist zwar schon ein recht warmer Monat, aber nur knapp nördlich von Österreich liegen im Mai meist noch kalte Luftmassen, die mit Nordwind schnell bei uns sind. Dabei kommt es dann oft innerhalb weniger Stunden zu einem Temperatursturz von 10 bis 20 Grad." Laut den Wetterkarten ist für die Eisheiligen 2014 ein Kaltlufteinbruch prognostiziert.
Die Eisheiligen sind also meteorologisch begründbar, wenn auch in abgeschwächter Form. Der Spruch "Mamertus, Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind frostige Bazi" hält einer Überprüfung nicht stand. Orlik: "Frost, also Temperaturen unter Null Grad, bringen die Eisheiligen im Großteil Österreichs nur ganz selten." Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es in den Landeshauptstädten in den vergangenen 20 Jahren zu den Eisheiligen keinen einzigen Frosttag gab.
Sucht man anstatt nach Frösten nach Kaltlufteinbrüchen, sieht man eine markante Delle in der Mai-Temperaturkurve erkennbar – sieben bis zehn Tage nach den Eisheiligen, sagt der Meteorologe Thomas Wostal. Erklärung: Für die Gregorianische Kalenderreform (1582) wurden zehn Tage im Kalender gestrichen. Somit hat sich der Termin der Eisheiligen verschoben. Unsere Altvorderen waren gute Wetterbeobachter. Volkskundler bestätigen: Die Wetterprophetie ist uralt, ihr Ursprung liegt in der Antike.
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