Der Papiertiger beißt kräftig zu
Die Artenschutzkonferenz CITES in Bangkok ist vorbei, die Schlacht um den Schutz für seltene und durch illegalen Handel vom Aussterben bedrohte Arten ist geschlagen. Zeit für eine Bilanz: Ausgezahlt hat sich der Einsatz der Naturschützer für den Weißspitzen-Hai, drei Hammerhai-Arten, für Mantarochen sowie 128 verschiedene Tropenhölzer. Der Handel mit diesen Arten ist ab sofort strengen Auflagen unterworfen. Selbst kritische Umweltschützer sehen das als Erfolg.
Als großer Verlierer der Konferenz gilt der Eisbär, einer der Sympathieträger im Tierreich. Für Michael Kiehn, österreichischer Vertreter im CITES-Pflanzenausschuss und wissenschaftlicher Leiter des botanischen Gartens der Uni Wien, ist der Kampf um den Erhalt von Ursus maritimus noch lange nicht verloren.
Problem Eisbär Die Kernfrage bei Artenschutz-Konferenzen lautet: Wie bedroht ist eine Art wirklich? In diesem Fall lautet die Antwort: Trotz Klimawandels sei der Eisbär derzeit nicht vom Aussterben bedroht, sein Areal erstrecke sich über mehrere Millionen Quadratkilometer, die Angaben für einen starken Rückgang seien nicht eindeutig. Ein Antrag auf strengeren Schutz scheiterte nicht zuletzt an Kanada, wo allein 600 Eisbären pro Jahr zum Abschuss frei gegeben werden, um mit Krallen und Fellen zu handeln. Kiehn: „Zwar hat sich bei dieser Konferenz keine Mehrheit gefunden. Das Artenschutzabkommen hat aber den Vorteil, dass alle zwei Jahre nachjustiert wird. Wie bei den Haien soeben geschehen.“
Blutige Realität Ein Kilo Nashorn-Horn wird in Vietnam für 65.000 US-Dollar (etwa 50.000 Euro) gehandelt. Es ist damit mehr wert als Gold oder Kokain, da ihm magische Fähigkeiten zugeschrieben werden. Es soll zum Beispiel Krebs heilen. Der illegale Handel mit Horn und Elfenbein wird von Verbrecher-Syndikaten beherrscht. Im Sudan, im Kongo und im Niger kaufen Bürgerkriegs-Milizen mit den Wilderei-Einnahmen neue Waffen.
Zur Nashornjagd rücken die hochgerüsteten Banden mittlerweile mit Hubschraubern und automatischen Waffen aus. Ein Krieg im Krieg – immer wieder kommt es zu blutigen Zusammenstößen mit Nationalpark-Rangern, mit Toten auf beiden Seiten.
Was tun Mitgliedsstaaten gegen das Morden? Sie richten DNA-Datenbanken ein und stellen die Herkunft verdächtiger Produkte fest. Heute lässt sich zweifelsfrei bezeugen, woher ein Elefanten-Stoßzahn kommt. Es wurde eine stärkere Bekämpfung der kriminellen Banden beschlossen, was bisher an der schlechten Ausstattung der internationalen Polizeibehörde Interpol scheiterte. 1989 gelang es, den illegalen Elfenbeinhandel streng zu reglementieren. Die Folge: Die Preise brachen ein, die Wilderei kam zum Erliegen.
Bissige Gremien CITES ist seit seiner Gründung mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Papiertiger zu sein. Zu Unrecht. Im Gegensatz zu anderen vage formulierten Abkommen verfügen die CITES-Gremien über harte Sanktionsmöglichkeiten. So wurde bei der jüngsten Konferenz das westafrikanische Guinea, das über Jahre Auflagen für den Handel mit Menschenaffen nicht nachgekommen ist, von jeglichem Handel mit Tieren und Pflanzen ausgeschlossen.
www.cites.orgEine Zahl: Etwa 23 Milliarden Euro werden im Jahr mit illegal gefällten Edelhölzern verdient.
Ein Handelsabkommen
Der Name Washingtoner Artenschutzübereinkommen täuscht. CITES (Convention on the International Trade of Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist eigentlich ein Handelsübereinkommen. Der Handel mit 3000 Tier- und 30.000 Pflanzenarten, vom Walross über Raminholz bis zum Luchs ist illegal. Mit dem besseren Schutz für Haie entwickelt sich CITES aber zu einem echten, umfassenden Umweltabkommen. Als das Abkommen 1973 gegründet wurde, ging es vor allem um den Schutz charismatischer Tierarten wie Elefanten, Löwen oder Tiger.
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