Der Bienenflüsterer zeigt den Weg

Der Bienenflüsterer zeigt den Weg
Tim Landgraf sagt Honigbienen wie sie zur nächsten Futterquelle kommen.

Wollen Sie tanzen? Eine unverfängliche Frage, aber Tim Landgraf stellt sie einem Schwarm Honigbienen, den der Wissenschaftler in Berlin untersucht. Ob die Bienen mitmachen oder nicht, davon hängt der Erfolg seines aufwändigen Biorobotik-Vorhabens ab. Die Roboterbiene ahmt den Schwänzeltanz der Honigbienen-Kundschafter nach. Das sind jene Bienen, die am Ende ihres arbeitsreichen Lebens den gefahrvollen Job übernehmen, nach neuen Futterquellen Ausschau zu halten. Ihre Entdeckungen teilen sie den anderen mittels Rund- oder Schwänzeltanz mit. Sie erklären so, wie weit die Blumenwiese entfernt ist und in welche Richtung es geht. Einmal dort angekommen orientieren sich die Sammlerinnen am Geruch der mitgebrachten Nektarproben.

Die bewegten Bilder zum Thema liefert Servus TV am Sonntag, den 24. 11., in der Sendung TM Wissen (20:15 Uhr).

"Der Tanz des Roboters soll vermitteln, dass in einer Entfernung von 250 Meter in Richtung Norden eine Futterquelle zu finden ist", sagt Landgraf. Es klappt, die Bienen halten die Roboterbiene für eine Artgenossin und folgten der vermeintlichen Kollegin zu den vorbereiteten Zuckerwasserschalen. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin verzeichnete die Zahl der eingetroffenen Stockbienen. Um die Täuschung perfekt zu machen lag der winzige Roboterkörper aus Polyethylen vor dem Einsatz mehrere Tage lang im Stock, um den Plastikgeruch zu überdecken, auf den die Bienen sonst aggressiv reagieren.

Cliquenbildung

Aber wer reagiert überhaupt auf den Neuankömmling? Vieles deutet darauf hin, dass es innerhalb des Bienenvolks Freundesgruppen gibt. "Wir glauben, dass es möglich ist und daher werden wir den Roboter als ein Mitglied einer Freundesgruppe tarnen." Vieles gibt es zu erforschen: Wie bilden sich diese Gruppen? "Wenn diese Beziehungen über ein Bienenleben bestehen, würde das erklären, warum so wenige Bienen interessiert sind, den Kundschafterbienen hinterherzurennen."

Ein Bienenvolk funktioniert als Meta-Organismus. Die Organisation in schlagkräftige Kleingruppen erhöht die Effektivität beim Auskundschaften. Eine Biene ist zu klein um große Flächen effizient abzusuchen. "Aus Sicht der Bienen macht es nur Sinn weit rauszufliegen, wenn die neuen Quellen ergiebig sind und da müsste ich ein paar Individuen mehr rausschicken, damit die Aktion von Erfolg gekrönt ist. Die Zuweisung welche Quellen mit welcher ,workforce‘ beackert werden, passiert beim Tanzen. Ohne den Tanz müssten die Honigbienen nach dem Zufallsprinzip ausfliegen." Außerdem: Wenn eine größere Gruppe ausfliegt, können sich einzeln sammelnde Bienen „denken“, das dort eine interessante Futterquelle ist.

TM-Wissen Vorschau auf die Beiträge am 1. 12.: Science Hack Day in Berlin, Herstellung von synthetischer Spinnenseide, Besuch bei „Fish Nerds“ am Öresund.

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