Hebe deine Stimme, nicht den Meeresspiegel

Hebe deine Stimme, nicht den Meeresspiegel
Mit der Kampagne "Raise Your Voice, Not the Sea Level" wollen die Vereinten Nationen Menschen ermuntern, die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.

Gut, die Pläne einer Pariser Ingenieur-Firma mit Schwerpunkt nachhaltige Architektur sind wohl etwas extrem: 1889, als er eröffnet wurde, war der Eiffelturm das Symbol der Industrialisierung der Welt und der neuen Technologien des 20. Jahrhunderts. Jetzt habe ein neues Zeitalter angefangen – nachhaltig und ökologisch solle man leben. "Und daher wollen wir dieses alte Symbol transformieren – der Ära entsprechend. Mit all den Materialen, die eine gute Kohlendioxid-Bilanz garantieren: Hanf, Jute und 600.000 Pflanzen." Soweit der Vorschlag von Projektleiter Michel Replumaz, der den Eiffelturm begrünen möchte.

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Umweltschutz in Zahlen
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Die französische Zeitung Le Figaro jedenfalls schwärmte: "Ein gesellschaftliches Modell, ein Symbol für alle Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung des dritten Jahrtausends: Ökologie, Ökonomie, menschlich wie kulturell." Also: Gut für die Luft, die Erde, die Umwelt, die Leute. Die grünen Architekten machen das, was eine weltweite Kampagne der Vereinten Nationen (UN) anlässlich des Weltumwelttages erreichen will: ihren Teil gegen den Klimawandel tun. Unter dem Motto "Raise Your Voice, Not the Sea Level" ("Hebe deine Stimme, nicht den Meeresspiegel") will man mehr Bewusstsein schaffen und aufklären, dass Ökologie nicht lästige Pflicht, sondern für manche Länder wie die Malediven oder Barbados Überlebensstrategie ist. Der karibische Inselstaat ist daher auch Gastgeber der heutigen Weltumwelttages.

Mikroklima ändern

Hebe deine Stimme, nicht den Meeresspiegel
Grüner Eiffelturm - Visualisierung
In Österreich leiden wir auf hohem Niveau. Dann, wenn wir jammern, dass wir nicht mehr Ski fahren können und die Sommer-Hitzwelle die Städte mit voller Wucht trifft. Da helfen – oberflächlich betrachtet – Klimaanlagen. Nachhaltiger wäre aber vielmehr Grün.

51 Prozent Grün

Betrachten wir einfach die Situation in Wien: Die Bundeshauptstadt wird in den kommenden Jahren zur Zwei-Millionen-Metropole werden. Mit 51 Prozent Grünfläche zählt Wien zu den grünsten Großstädten der Welt. Das sei kein Zufall, sondern das Ergebnis konsequenter Grünraumpolitik, behaupten Kommunalpolitiker gerne und verteilten schon mal Gratiskletterpflanzen zur Fassadenbegrünung. Clematis, Efeu, Veitchii und Wilder Wein – insgesamt 10.000 Kletterpflanzen wurden gepflanzt.

Das erfreut nicht nur das Auge: Kletterpflanzen beschatten die Fassade, verhindern extreme Materialspannungen und wirken kühlend auf die Wohnungen. Die Pflanzen binden Staub, blühen, duften und bieten Lebensraum für Singvögel. Sie schlucken nicht nur Lärm, sondern beugen auch Überschwemmungen vor, weil sie Regenwasser in großen Mengen speichern können.

Natürlich kühl

Eine Untersuchungen der Universität für Bodenkultur ergab: Die grüne Fassade schützt vor Hitze und Kälte. An einem Tag mit 25C. Lufttemperatur zeigt eine Wärmebildkamera, dass die Mauer des Nachbarhauses bis zu 40 C. heiß wird, die begrünte Fassade aber nur 28 C.

Die Pflanzen fungieren als Dämmschicht: Ein flaches Metalldach kann sich im Sommer bis auf 80 C. aufheizen – ein begrüntes Dach wird nicht wärmer als die umgebende Luft, wissen die Forscher.

Dass Grün nicht unbedingt nur in Parks und an Häusern wachsen muss, beweisen Städte wie Nizza. Hier sind Teile der Straßenbahntrassen begrünt. Dadurch werden die Sonnenstrahlen viel besser absorbiert, der Backofenhitze wird vorgebeugt.

Womit wir bei einem wichtigen Punkt sind: der Eigenverantwortung. Oft beklagen Menschen, dass der Einzelne nichts gegen den Klimawandel tun könne – und verfallen in Lähmung. Dass das nicht stimmt, zeigen die weltweiten Aktivitäten zum Weltumwelttag und die vielen Menschen, die statt des Meerespiegels ihre Stimme erheben. Oder um UN-General Ban Ki-moon zu zitieren: 2014 ist das Jahr für Klima-Action.

Nichts, was noch nicht thematisiert worden wäre – "Water: Vital Resource for Life" (1976), "A Tree for Peace", (1986), "Global Warming; Global Warning" (1989); "Children and the Environment" (1990), "Green Cities" (2005), "Green Economy" (2012) und zuletzt 2013 "Think.Eat.Save". Heuer lautet das Motto des Weltumwelttages "Raise Your Voice, Not the Sea Level": Der Tag der Umwelt hat mittlerweile lange Tradition.

Der Anfang liegt in der UNO-Umweltschutzkonferenz, die vom 5. bis 16. Juni 1972 in Stockholm abgehalten worden ist. Es war der erste UNO-Weltumweltgipfel überhaupt und ein Meilenstein in der internationalen Umweltpolitik. In Erinnerung daran wird seither jedes Jahr am 5. Juni der Internationale Tag der Umwelt mit Ausstellungen, Informationsveranstaltungen, Initiativen, Strandsäuberungen, Filmfesten etc. begangen. Mehr als 100 Länder machen mit und versuchen an diesem Tag

Umweltproblemen ein Gesicht zu verleihen.

Menschen zu ermöglichen, sich aktiv für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung zu engagieren.

Gemeinden zu motivieren, sich für ein Umdenken bei Umweltthemen einzusetzen.

Partnerschaften zu fördern, die allen Ländern und Menschen eine sicherere und erfolgreichere Zukunft gewährleisten sollen.

In Paris gibt es eine Reihe von Bauten, die mit künstlicher Vegetation überzogen sind. Am Musée du Quai Branly ist eine Frontseite zum Seine-Ufer mit einem Dschungel eingekleidet. Im Jahr 2005 hat der französische Botaniker Patrick Blanc dieses lebende Kunstwerk erschaffen. Die ersten Versuche mit seinen Pflanzen-Wänden startete Blanc in der eigenen Wohnung, inzwischen begrünt er Wände auf der ganzen Welt.

Seine grünen Fassaden wurzeln in einem Vlies, das zwischen zwei Hartschaum-Matten steckt. Das Wasser sickert zusammen mit dem Flüssigdünger durch den Stoff und versorgt die Pflanzen.

Hebe deine Stimme, nicht den Meeresspiegel
Nachahmungstäter in Österreich taten sich erst schwer:Das liegt an unserem kontinentalen Klima, Blanc begrünt hauptsächlich im vom Atlantik beeinflussten feuchten Klima Paris. Mittlerweile wissen aber auch Österreichs Gärtner, wie es geht. Wer etwas Grundfläche im Hof, auf dem Dach oder auf dem Balkon sein eigen nennt, kann sich eine wachsende Wand selbst anlegen: Im Hof pflanzt man direkt in den Boden vor der Wand oder, wie auf Terrasse und Balkon, in ein entsprechend großes Gefäß (mind. 80x40x40 cm).

Zum Nachmachen

Besonders gut harmonieren Efeu , Kletterhortensie (auch für den Schatten) und Mauerkatze mit der Wand. Diese Pflanzen wollen hoch hinaus und klettern von selbst. Glycinie (Wisteria), Geißblatt (Lonicera), Klettertrompete (Campsis) und Waldrebe (Clematis) brauchen Kletterhilfen.Wer die Abwechslung liebt, und sich nicht mit mehrjährigen Pflanzen fix binden möchte, wählt eine Mandevilla (Dipladenia) in Rot oder Rosa, eine mexikanische Prunkwinde (Ipomea), die schwarzäugige Susanne (Thungeria elata) oder eine Passionsblume (Passiflora).Sogar zum Naschen ist die grüne Wand geeignet, dafür pflanzt man Kiwi, Weinreben oder Kürbisse. Besonders schön macht sich Spalierobst. Man bekommt es auch schon als fertige Wand, die sofort Früchte bringt. Dekorativ sind mehrere blühende Hängeampeln zwischen den Kletterpflanzen.

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