Das Handy ersetzt die Geldbörse

MasterCard neues Bezahlen
MasterCard und Visa starten eine Offensive, um das Bezahlen mit dem Smartphone zu etablieren

Das Bezahlen im Alltag wird sich künftig radikal ändern. Statt in der Geldbörse nach den passenden Cent-Beträgen zu kramen, wird man künftig seine Einkäufe bargeldlos per Handy-App zahlen können, oder kontaktlos, in dem man sein Handy für wenige Sekunden an das Kassen-Terminal hält. Das Match um die Zukunft des mobilen Bezahlens im Alltag wurde am Mobile World Congress (MWC) in Barcelona eröffnet. Nicht nur die Kreditkartenfirmen MasterCard und Visa, sondern auch PayPal und die Deutsche Telekom haben dort ihre neuen Konzepte zum mobilen, bargeldlosen Bezahlen vorgestellt. Diese gehen teilweise weit über das Bezahlen mit Plastikkarte hinaus. ‚

„Man stelle sich beispielsweise ein Fast Food-Restaurant vor. Man setzt sich an einen Tisch, bestellt das Essen per App, anstatt sich in einer Schlange anzustellen, und bezahlt direkt am Telefon. Danach holt man sich das Essen am Schalter ab. Das funktioniert über Cloud-Services“, erklärt Jorn Lambert, zuständiger Manager in Europa bei MasterCard, dem KURIER. „Oder man steht vor einer sogenannten Einkaufswand in einem Möbelhaus. Auf dieser Wand durchforstet man die verschiedenen Produkte, für die man sich interessiert, kauft sie direkt am Bildschirm ein und lässt sie sich nach Hause liefern.“

Digitale Geldbörse

MasterCard hat mit dem Dienst MasterPass am Handy-Kongress in Barcelona einen Dienst vorgestellt, mit dem diese Visionen tatsächlich umgesetzt werden können. Dies wird allerdings noch einige Zeit dauern. Während der Dienst in Australien und Kanada ab Ende März verfügbar sein wird und in den USA und in Großbritanien ab dem Sommer, gibt es für Österreich noch kein fixes Datum für den Start. Mit MasterPass können Nutzer direkt über ihr Smartphone oder Tablet mit einem Klick oder einer Berührung eines Terminals im Geschäft bezahlen. Damit das funktioniert, wird unter anderem auf die Near-Field-Communication-Technologie (NFC) zurückgegriffen, die bereits beim Vorgänger-Modell PayPass zum Einsatz kommt und das auch in Östereich bereits verfügbar ist. Damit lässt sich kontaktlos binnen weniger Sekunden bezahlen. „NFC ist in manchen Teilen der Welt bereits sehr etabliert. Wir haben mehr als 100 Millionen NFC-Kreditkarten im Einsatz“, sagt Lambert. Zudem gebe es weltweit bereits rund 550.000 Akzeptanzstellen. Auch der Rivale Visa hat am Handy-Kongress angekündigt, seine Angebote rund um die Nahfunktechnik NFC weiter auszubauen. Dazu hat Visa unter anderem eine Allianz mit dem weltweit führenden Smartphone-Hersteller Samsung geschlossen. Künftig sollen alle Samsung-Smartphones ab Werk für das PayWave-Bezahlsystem von Visa fitgemacht werden.

Konkurrenz

Nicht nur die beiden Kreditkartenunternehmen setzen auf die digitale Geldbörse, auch die Deutsche Telekom hat eine mobile Brieftasche entwickelt. „MyWallet“ kam bisher in Polen zum Einsatz, wo bereits mehr als 5000 Kunden gewonnen werden konnten. Nun soll der Dienst in diesem Jahr in fünf weiteren Ländern starten.

Weniger überzeugt von der Nahfunktechnik NFC ist hingegen der Online-Bezahldienst PayPal. Nach Einschätzung von PayPal wird NFC gar „nicht angenommen“ und man selbst erwarte ein „dramatisches Wachstum“ ohne diese Technik. PayPal testet derzeit in Großbritannien ein Gerät für Händler, das ähnlich wie ein Adapter für Mobiltelefone funktioniert, mit dem man Kredit- oder Bankomatkarten lesen kann. Damit wird das Smartphone zur flexibeln Kassa. Dieses Service soll auch Betriebe ansprechen, die bisher auf Kartenzahlungen verzichtet haben, wie beispielsweise Taxi-Unternehmen.

Ähnliche Dienstleistungen werden etwa auch vom Berliner Jungunternehmen SumUp in Österreich und Deutschland angeboten.

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