Neues Buch: So geht die Liebe

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Raus aus der "Funktionsfalle" – rein in echte Gefühle und echte Gespräche.

So fies kann es in Ehen manchmal zugehen: Kürzlich kursierte im Netz die Geschichte von einem Mann, der in einer Excel-Liste akribisch aufgezeichnet hatte, wann seine Frau nicht mit ihm schlafen wollte – vor allem aber: warum. Seine Art von Rache für nur drei Mal Sex in sieben Wochen. Gleichzeitig zeigte eine repräsentative GfK-Umfrage, dass rund sieben Prozent von 1969 befragten Frauen und Männern nach einem gemeinsamen Urlaub beschließen, sich zu trennen. Und auch die Scheidungszahlen sind wieder gestiegen – im Jahr 2014 gingen mehr Ehen zu Bruch, mit einem Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Alles nur eine Frage der Zeit – oder des Schicksals? Keineswegs – meinen die Paartherapeuten Stefanie Körber und Stefan Pott in ihrem neuen Buch "LiebesErklärung" (Ueberreuter). Sie sind überzeugt, dass alle Menschen in ihren Partnerschaften die große Liebe suchen würden. "Kein Mann und keine Frau sind je zusammengekommen, und haben sich mit einem tiefen Blick in die Augen zugeflüstert: "Weißt du, was ich mir wünsche? Dass wir bald schreckliche Auseinandersetzungen wegen absoluter Bagatellen vom Zaun brechen, dass wir uns wehtun, anschweigen und demütigen, dann über Jahre keinen Sex mehr haben und beide fremdgehen – versprichst du mir das?"

Wie Liebe funktioniert

Neues Buch: So geht die Liebe
Stefanie Körber und Stefan Pott: "Dort, wo Sie Ihre glücklichsten Momente haben, da ist die Liebe"
Im Grunde will jeder nur das Beste. Aber wie? Pauschalrezepte haben die Therapeuten zwar auch keine, aber ein paar "Basics". Ihr Credo: "Je mehr die Menschen wissen, wie Liebe funktioniert – vor allem aber, wie sie nicht funktioniert –, desto mehr Liebe wird es im Leben geben." Für Ahnungslose ist das Thema also nichts. Daher zurück auf Feld 1 – dem Anfang, dem Verliebtsein. Da ist die Welt noch in Ordnung – die Frisur sitzt, die rosa Brille auch. Über Schwächen wird hinweggesehen, der andere ist gut, wie er ist. Kein Zustand für ewig. Aber einer, aus dem sich viel lernen ließe. Paare, die über Jahre Liebende bleiben, erzählen immer wieder, dass sie große Teile ihrer Ideen aus dem Verliebtsein mitgenommen und umgesetzt haben. Auf diese Weise schaffen sie, der "Funktionsfalle" zu entrinnen.

Sie wissen schon, das ist jener Punkt, an dem der Alltag zu dominieren beginnt. Man etabliert sich – mit allem Drum und Dran: Wohnung, Kinder, gemeinsames Konto, Sicherheit. Das braucht’s – aber es braucht noch mehr. Denn scheint all das "erreicht", fragen Frau und Mann sich: "War das jetzt alles?" Körber und Pott nennen das "Sollbruchstelle" – jener Moment, wo es wieder um das "Andere", das "Neue" geht. Das ist der Zeitpunkt, an dem zum Beispiel der Seitensprung kommt. Weil sich das Miteinander daheim auf Nullmeldungen reduziert hat – auf banale "To-do-Bitten", auf nichtssagende Plauschereien.

Neues Buch: So geht die Liebe
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An dieser Stelle kommt aus Sicht der Paartherapeuten etwas ins Spiel, ohne das keine Beziehung leben soll: die Herzebene. "Denn neben dem reinen Funktionieren, Abwickeln und Organisieren der Liebe und ihres Alltags existiert eine zweite Dimension, welche die Liebe ausmacht. Weil es dort um Dinge geht, die uns buchstäblich am Herzen liegen." Um das Fühlen und Spüren, um Ahnen und Wollen, um himmelhohe und abgrundtiefe Welten, um Jubel und Glück, Trauer und Tränen.

Dressierte Gefühle

Das geht, sind Körber und Pott überzeugt – doch dafür braucht es das Sprechen über Herzensangelegenheiten: "Das Paar muss sich austauschen über Begriffe, Gefühle und Stimmungen." Denken, Fühlen und die Kommunikation darüber verstehen die Autoren als "Wachstumspfad". Dieser Weg ist kein leichter, weil das Paar bereit sein muss, sich dafür zu öffnen. Um authentisch zu sein, denn: "Partnerschaften sind immer Orte des Echten". Frei von Vorgetäuschtem und Halbwahrheiten.

Allerdings sind es die meisten Menschen gewohnt, ihre Gefühle zu dressieren – weil diese weh tun oder unangenehm sind. Hier kommt der "Liebeswert" ins Spiel – jene "Software", nach der Liebe gestaltet wird. Der Wert ist niedrig bei Menschen, die wenig Zuwendung erfahren haben und nicht angenommen wurden. Das Minus wirkt sich in der Partnerschaft aus – Gefühle und all ihre Ausprägungen landen im "Hinterzimmer" – aus Angst vor weiterer Zurückweisung wird geschwiegen oder gelogen. Dieses Zimmer ist jener Platz, zu dem der Partner keinen Zugang hat – an dem nicht nur große Geheimnisse wie Affären, Spielschulden oder die Langeweile beim Sex herumdümpeln. Sondern auch der Wunsch, öfter geküsst zu werden, die Sehnsucht, ganz anders zu leben oder zu lieben. "Halbwahrheiten, die den Alltag durchziehen", so Körber und Pott. Aber, Pech: "Was Sie nicht mitteilen, das teilen Sie auch nicht." Keine Änderung in Sicht.

Daher sei das Gespräch für Liebende ohne Alternative. Als Schlüssel, der das Hinterzimmer öffnet.

Lesen Sie am Mittwoch das Interview mit den beiden Paartherapeuten Stefanie Körber und Stefan Pott.

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