Krebshilfe: Patientinnen brauchen finanzielle Hilfe

Krebshilfe: Patientinnen brauchen finanzielle Hilfe
28.000 Menschen berät die Krebshilfe jedes Jahr. Immer öfter geht es auch um finanzielle Fragen.

"Immer mehr Menschen können sich eine Krebserkrankung nicht leisten." Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe, macht vor dem Start der Pink-Ribbon-Aktion zur Unterstützung von Brustkrebs-Patientinnen kommende Woche auf eine alarmierende Entwicklung aufmerksam: "Der Bedarf an finanzieller Hilfe für Krebspatientinnen und -patienten in Österreich wird größer."

KURIER: Wie viele Frauen benötigen finanzielle Hilfe?
Doris Kiefhaber:
Seit zwölf Jahren haben wir einen Soforthilfefonds für Brustkrebspatientinnen, der aus der Pink-Ribbon-Aktion finanziert wird. Seit damals ist die Zahl der Frauen, die wir österreichweit finanziell unterstützen, jährlich gestiegen. Derzeit sind es 200 Frauen jährlich, viele davon sind Alleinerzieherinnen, viele habe finanzielle Einbußen, weil sie nur mehr das Krankengeld erhalten bzw. den Job verloren haben. Immer noch werden viele krebskranke Mitarbeiterinnen auch zu rasch in die Pension gedrängt.

Auf welche Weise unterstützen Sie die Frauen?
Noch vor einigen Jahren haben wir vor allem die Rezeptgebühren und Selbstbehalte – etwa für Perücken – übernommen. Weil aber der Bedarf immer größer wird, zahlen wir jetzt z. B. auch die Fahrtkosten zum Spital, wo die Therapie stattfindet. Auch die Kosten für ergänzende, komplementäre Therapie – etwa Misteltherapie oder Traditionelle Chinesische Medizin – übernehmen wir. Es sind aber immer nur krankheitsbezogene Kosten, und es muss ein Nachweis über die tatsächliche Höhe des Einkommens vorliegen.
Die Zahl der Frauen mit Brustkrebs, die wir mit Beratungsangeboten und psychoonkologischer Hilfe – also fundierte Begleitung durch eine speziell ausgebildete Psychologin – unterstützen, ist aber viel höher: Derzeit sind es rund 4000 im Jahr, alle Krebserkrankungen zusammen sind es 28.000 Menschen jährlich. Ernährungsberatung zählt da ebenso dazu wie medizinische Informationen und natürlich auch der große Komplex "Krebs und Beruf", also auch sozialrechtliche Fragen.

Inwieweit sind Beruf und Krankheit überhaupt vereinbar?
Im derzeitigen System ist das oft schwer: Entweder ist man gesund – oder krank. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes – was immer wieder trotz Krebserkrankung vorkommt – führt dazu, dass sich viele Krebspatientinnen überfordern und nur aus dieser Angst heraus vorgeben, 100 Prozent einsatzfähig zu sein. Aber gerade bei Krebs gibt es ein großes Auf und Ab in der Leistungsfähigkeit. Deshalb fordert die Krebshilfe schon seit Langem eine Art Teilzeit-Krankenstand. Dass man also nach einer Erkrankung stufenweise in den Job einsteigen kann und die Arbeitszeit stufenweise erhöht – von 25 auf 50, von 50 auf 75 und schließlich auf 100 Prozent.

Sehen Sie eine Möglichkeit für eine Umsetzung dieser Forderung?
Ja. Die frühere Parlamentspräsidentin Barbara Prammer hat das Thema Vereinbarkeit "Krebs und Beruf" öffentlich gemacht. Sie betonte immer, dass sie es leichter hat als andere Patienten, die auch – mit Einschränkungen – weiterarbeiten möchten. Uns als Krebshilfe wurde zugesichert, dass im Herbst Gespräche der Sozialpartner zu diesem Thema beginnen. Die werden wir ganz genau beobachten.

Ein Schwerpunkt der Arbeit der Krebshilfe ist auch, Bewusstsein für Vorsorge zu schaffen. Hat sich da etwas gebessert?
Wenn wir Umfragedaten von vor zwölf Jahren und heute vergleichen zeigt sich, dass es besser wird. Andererseits ist es immer noch so, dass jährlich rund 1500 Frauen ihren Kampf gegen Brustkrebs verlieren – rund 500 davon könnten gerettet werden, wenn mehr Frauen ab 40 regelmäßig zur Vorsorgemammografie gehen würden. Hier gibt es derzeit einen großen Kulturwandel: Frauen zwischen 45 und 69 brauchen für die Vorsorge-Mammografie keine Überweisung mehr. Sie können mit der eCard zum Radiologen gehen. Frauen zwischen 40 und 44 und ab 70 können dies im Prinzip auch, müssen sich nur einmal im Programm anmelden.

Wie viele Spenden konnten Sie mit der Pink-Ribbon-Aktion bereits einnehmen?
In den vergangenen zwölf Jahren waren es mehr als drei Millionen Euro, die durch Firmenspenden und Pink-Ribbon-Aktionen aufgebracht wurden. Neben dem Soforthilfefonds wird damit auch ein Teil der psychoonkologischen Beratung der Brustkrebspatientinnen finanziert. Die Krebshilfe bekommt generell keine Subventionen und finanziert sich nur durch Spenden.

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