"Ich wusste, jetzt ist Handeln angesagt!"

"Ich wusste, jetzt ist Handeln angesagt!"
Eine KURIER-Leserin berichtet von den schockierenden Momenten ihrer Diagnose und wie sie nach der Behandlung wieder fit für den Alltag geworden ist.

An einem Freitag Ende November 2012, zwei Dienste vor meinem Urlaub, der in die Pension übergehen sollte, fiel mir auf, dass ich eine Kollegin schon länger nicht mehr gesehen hatte. Auf meine Frage, ob sie auf Urlaub sei oder krank, bekam ich zur Antwort, dass sie an diesem Tag wegen Brustkrebs operiert werden sollte. Wir waren beide OP-Schwestern. Ich war schockiert. Ich ging daraufhin in die Garderobe, um mich abzutasten. Ich war zuversichtlich, dass da nichts sein würde, da weder meine Mutter, Tante oder Schwester Brustkrebs hatten. Als ich aber plötzlich doch eine Verhärtung spürte, wurde mir mulmig.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen, da ich schon drei Jahre nicht bei der Untersuchung war und mit meinen 60 Jahren sollte ich jährlich gehen. Ich habe es aber immer vor mir hergeschoben. Ich wollte das alles in der Pension, wenn ich Zeit hatte, machen. Gleich in der nächsten Woche ging ich zur Mammografie und Ultraschalluntersuchung. Ich werde nie das ernste Gesicht des Arztes vergessen, als er sich zu mir umdrehte und sagte: "Es ist ernst, unternehmen sie sofort etwas!"

Jammern hilft nicht

Draußen, als der Schock erst richtig einsetzte, begann ich zu weinen. Ich rief noch auf der Straße meinen Mann an. Er versuchte mich zu trösten. Dann atmete ich tief durch und sagte mir :"Ok, das ist ernst, aber nicht hoffnungslos und klagen, weinen und jammern hilft nicht. Wie sonst auch in meinem Beruf, ist handeln angesagt! Ich wusste aus Erfahrung, dass Prof. Dr. Jakesz ein erfahrener Brustchirurg, war, suchte seine Telefonnummer von der Ordination heraus. Seine nette Sekretärin gab mir rasch einen Termin.

Der Herr Professor begutachtete die Bilder tastete mich ab und sprach recht zuversichtlich, dass er Brust-erhaltend operieren könnte und verschaffte mir rasch einen OP-Termin. Eine Woche später wurde ich unter liebevoller Betreuung des OP-Teams operiert. Zum Glück, (wie aber schon die Tante Jolesch sagte: "Gott bewahre uns vor allem, was noch a Glück ist!") war es nur der Knoten der positiv war, aber der war hoch positiv, so dass ich das ganze Programm durchmachen musste. Das heißt, zuerst Chemotherapie, sechs Einheiten mit je drewöchiger Pause dazwischen, danach Strahlentherapie und jetzt noch fünf Jahre Hormontherapie.

Das volle Programm

Die Chemotherapie war grauslich, die Mundschleimhaut war sehr trocken, ich hatte wenig Geschmack und war immer sehr müde, speziell am zweiten und dritten Tag nach der Chemptherapie. Schwerer war da schon die Lungenembolie, die ich vom vielen Liegen hatte. Aber auch die konnte ich gut überwinden. Nach einem halben Jahr Thrombosetherapie bin ich auch hier beschwerdefrei.

Im Sommer 2013 war ich auf Rehabilitation in Bad Sauerbrunn, die ich jedem empfehlen kann. Ich wurde mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und psychologischer Betreuung wieder fit für den Alltag gemacht. Hier waren alle Gleichgesinnte, die ähnliche Schicksale durchmachten und durch das Reden über die Krebserkrankung fällt viel von der Last und Bedrückung, die mancher empfindet, von einem ab.

Ich war immer ein positiv eingestellter Mensch, der mehr vom Handeln, als vom Stillstehen und Bedauern hält. Ich habe noch mehrere Kontrollen, aber ich denke und bin zuversichtlich, dass ich den Krebs überwunden habe. Ich habe mir ein digitales Piano gekauft und lerne wieder damit zu spielen, habe mich in einen Turnclub eingeschrieben, gehe dreimal die Woche dorthin und genieße jetzt bewusst mein Leben, solange es dauert.

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