Berufsverbot für Tiertherapeuten

Therapeuten fordern Richtlinien, um kranke Tiere zu behandeln
Tierärztekammer zeigte Dutzende Anbieter an. Therapeuten bangen um ihre Existenz.

Alexandra Hofer aus Vöcklabruck, OÖ, bangt um ihre Existenz. Die selbstständige Tier-Physiotherapeutin darf nicht mehr praktizieren und mit Tierärzten kooperieren. Ihr Job war es, die Muskulatur nach einer Verletzung oder Erkrankung eines Tieres wieder aufzubauen.

Die Mutter einer elfjährigen Tochter wurde wie viele andere Dienstleister dieser Branche von der Tierärztekammer angezeigt, weil sie Behandlungen angeboten hat, zu denen nur universitär ausgebildete Veterinärmediziner berechtigt sind. „Wir wussten nicht, dass unsere Arbeit illegal sein soll. Wir haben uns nur an die Vorgaben unserer Ausbildner gehalten“, schildert Hofer.

Berufsverbot für Tiertherapeuten
Tierphysiotherapeutin Katharina Strachwitz aus Pottenbrunn bei St. Pölten, HONORARFREI
Seit mehreren Wochen greift Kurt Frühwirth, Präsident der Tierärztekammer, durch. Alle nicht tierärztlichen Tier-Physiotherapeuten werden zur Anzeige gebracht und – sofern sie aufgespürt werden können – verwaltungsstrafrechtlich verfolgt.

Mehrere Anbieter beklagen nun seine angeblich plötzliche Kurskorrektur. „Ich habe mich selbst bei der Tierärztekammer und Vetmed-Uni nach den Arbeitsbedingungen erkundigt und mich streng daran gehalten“, sagt Katharina Strachwitz aus Pottenbrunn bei St. Pölten, die als selbstständige Tier-Physiotherapeutin tätig war. Hofer ergänzt: „Ich habe ungefähr 25.000 Euro in Ausbildung, Werbung und Ausrüstung investiert. Wie ich die Kredite jetzt zurückzahlen soll, weiß ich noch nicht.“

Bestimmungen

Das Problem: Rein rechtlich gibt es ihre Berufsgruppe im Tierärztegesetz nicht. Sobald ein Veterinärmediziner zu einem selbstständigen Tier-Physiotherapeuten überweist, haftet er trotzdem für Behandlungsfehler. „Natürlich darf nur der Tierarzt eine Diagnose erstellen. Die Kooperation hat aber immer sehr gut funktioniert“, sagt Kerstin Honeder, die mit Strachwitz und Hofer den „Verband der Tier-Physiotherapeuten Österreich“ (TPVÖ) gegründet hat. „Die Tierärzte können den Bedarf nicht alleine decken“, will Hofer wissen.

Daher fordert sie gesetzliche Arbeitsrichtlinien, um als nicht tierärztlicher Tier-Physiotherapeut mit qualifizierter Ausbildung und Überweisung des Tierarztes selbstständig arbeiten zu dürfen.

Pseudoausbildung

Frühwirth kann den Frust mancher Tier-Physiotherapeuten verstehen. Jedoch seien sie nie geduldet, sondern nur nicht verfolgt worden. „Inzwischen gibt es Hunderte Anbieter, die eine Pseudoausbildung absolviert haben. Sicher sind einige auch seriös“, betont der Kammerpräsident. Und weiter: „Um kranke Tiere behandeln zu dürfen, müssen sie aber eine universitäre Ausbildung besitzen.“ Zudem stünden selbstständige Tier-Physiotherapeuten in Konkurrenz mit den Tierärzten, müssten aber geringere Qualitätsauflagen erfüllen. „Der Bedarf wird herbeigeredet. Wir bemühen uns, das Ganze klar zu stellen“, versichert Frühwirth. Frühestens ab Herbst soll es wieder Ausbildungszweige zum tier-physiotherapeutischen Assistenten geben, jedoch nicht auf Basis der Selbstständigkeit. Frühwirth: „Wir werden mit Betroffenen Gespräche führen, um eine Lösung zu finden.“

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