Baby & Bonbon: Japanische Politikerin aus Versammlung geworfen

Yuka Ogata musste vergangenen November eine Sitzung des Präfekturparlaments von Kumamoto mit ihrem Baby verlassen.
Vergangenes Jahr musste Yuka Ogata wegen ihres Babys das Präfekturparlament verlassen. Nun wurde ihr ein Bonbon zum Verhängnis.

Als Yuka Ogata vergangenen November ihr damals sieben Monate altes Baby zu einer Abgeordnetenversammlung im Präfekturparlament der japanischen Stadt Kumamoto mitnahm, wollte sie ein Zeichen setzen. Die Stadträtin wollte darauf aufmerksam machen, wie schwierig es für japanische Mütter sei, Beruf und Familie zu vereinbaren. Nach Protesten ihrer Kollegen, die kein Baby im Plenarsaal dulden wollten, musste die Lokalpolitikerin die Versammlung verlassen.

Am vergangenen Freitag wurde Ogata erneut des Saales verwiesen – dieses Mal aufgrund eines Hustenbonbons, welches sie während der Sitzung gelutscht hatte. Ogata, die seit Jahren für familienfreundlichere Arbeitsverhältnisse kämpft, sieht sich als Opfer einer gegen sie gerichteten Kampagne.

"Überholte Einstellungen"

Seit sie im vergangenen November mit ihrem Kind im Plenarsaal aufgetaucht sei, habe sich der Umgang ihrer Kollegen mit ihr stark verändert, schildert sie im Interview mit dem Guardian. Zuvor hatte sie unter anderem auch Anfragen eingebracht, mit denen sie das Recht auf Stillen im Plenarsaal und Kinderbetreuung vor Ort forderte. Beide Anträge wurden abgelehnt.

"Viele der anderen Stadträte haben mich offen kritisiert und angedeutet, dass ich keine gute Mutter bin, oder behauptet, dass viele Bürger es für unerhört halten, Stadträten mit kleinen Kindern Tagesbetreuung anzubieten", erklärt sie im Interview.

Ogata zufolge habe sie mit ihren Forderungen einen wunden Punkt bei ihren Kollegen getroffen: "Sie fühlten sich schlecht, dass ihre überholten Einstellungen in der Öffentlichkeit aufgedeckt und kritisiert wurden. Seither versuchen sie, mich als jemanden darzustellen, der sich selbstsüchtig und unangemessen verhält."

Hustenbonbon wegen Verkühlung

Der jüngste Verweis wurde ausgesprochen, als Ogata eine Rede hielt. Der Vorsitzende der Versammlung, Shinya Kutsuki, fragte die Politikerin, ob sie etwas im Munde habe. Ogata antwortete, dass sie verkühlt sei und deswegen ein Hustenbonbon im Munde habe, um nicht ununterbrochen Husten zu müssen. Daraufhin wurde die Sitzung unterbrochen. Die übrigen Abgeordneten entschieden, dass Ogata eine Entschuldigung vor dem gesamten Saal verlesen müsse. Als sie sich weigerte, wurde sie für den Rest des Tages des Saales verwiesen. In Summe löste der Vorfall eine achtstündige Unterbrechung aus.

Es sei "nicht akzeptabel, dass ein verantwortungsbewusster Erwachsener Fragen mit einem Hustenbonbon im Mund stellt", sagte der Bürgermeister von Kumamoto, Kazufumi Onishi, gegenüber Kyodo News. Ogata müsse zu ihrem Fehler stehen.

Hürden für berufstätige Mütter

Bereits im vergangenen Jahr hatte Ogatas Saalverweis weltweit für Schlagzeilen gesorgt. "Ich glaube, es war der einzige Weg, auf die riesigen Hürden, die mir und anderen berufstätigen Müttern in den Weg gelegt werden, aufmerksam zu machen", sagte die 42-Jährige Anfang dieses Jahres im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung.

Der Vorfall warf tatsächlich ein breites Schlaglicht auf die Situation berufstätiger Mütter in Japan. Noch immer gibt es dort sehr wenige Betreuungsplätze, die Arbeitswelt wird von Männern dominiert – nur knapp fünf Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt.

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