Ich zeigte hier schon vor einem Jahr, wie man eine Wurmfarm baut. Jetzt bat ich einen Experten, sie zu begutachten. Denn Drazen Dupor züchtet schon lange Kompostwürmer und produziert viel Humus. Auch er bietet Innenlösungen für Wurmfarmen (wurmpower.at) und löst meine Skepsis, dass Kompostierung innen auf Dauer zu schmutzig und zu duftig ist: „Das riecht wirklich nicht – wenn alles im Gleichgewicht ist. Aber wenn die Komposter zu klein sind, ist das biologische System instabiler.“ Einfacher sei das Wurmfarmen immer in größeren Systemen.
Zunächst braucht man dafür eine Kiste. Die erste Entscheidung: Mein System sind Plastikboxen mit Löchern im Boden, die übereinandergestapelt werden – statt einer Kiste, wo die Kammern nebeneinander sind. So erntet man den fertigen Humus leichter. Dupor: „Auch die kommerziellen Modelle sind in diese Richtung gegangen. Man füttert eine Etage voll und stellt die nächste drauf.“ Wichtig ist, die Abstände immer wieder aufzufüllen. „Denn die Würmer gehen immer hinauf zum frischen Futter. Aber sie können nicht fliegen.“
Luft und Schatten
Lob hat der Auskenner für meinen Standort: Schatten. „Viele stellen die Kiste in die Sonne, da kocht es innen, worunter die Würmer leiden.“ Apropos Temperatur: „Der Winter ist gar nicht so ein Problem. Es darf kalt sein, aber nicht durchfrieren, sonst sterben die Würmer – davor machen sie aber sogar Kokons, aus denen im Frühjahr Junge schlüpfen.“ Ist die Kiste groß genug und an einer Hauswand, friert der Inhalt ohnehin nicht durch.
Auch die Luftlöcher meiner Kisten (mit Gelsengittern) begeistern Dupor. „Es ist wichtig, dass ein Bio-System Sauerstoff bekommt.“ Wenn trotzdem Schimmel entsteht (selten), könne man einfach ein bisschen umgraben, die Würmer stört er nicht.
Bei viel Luft muss man die Feuchtigkeit beachten. „Die Würmer mögen es feucht – können aber nicht schwimmen.“ Meine unterste Kiste ist dicht, das Auffangwasser kann man als Dünger nehmen – wie den Humus aber nur verdünnt. „Sonst ist das zu nährstoffreich für die Pflanzen. Viele empfehlen 40 Prozent Humus im Substrat, ich finde, 20 reichen.“ Den „Wurmtee“ kann man 1:10 mit Wasser strecken.
Feucht sollte auch die Nahrung der Würmer sein. Außer Scharfem (Ingwer, Chili, Zwiebel, ...) und Zitrusfrüchten findet Dupor alle Obst- und Gemüsereste passend. Je kleiner geschnitten, umso besser. „Die Würmer haben keine Zähne, sondern schlürfen das, was die Mikroorganismen zersetzt haben. Beim Schneiden vergrößert man die Oberfläche dafür.“ Aber die Würmer müssen sich auch reiben können, etwa an Melonen- oder Eierschalen, um das Clitellum abzustreifen, aus dem Babys schlüpfen. Bei guter Haltung vermehren sich die Würmer übrigens rasend schnell.
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