Ausflug mit schlimmen Folgen
Herrlich ist der Spaziergang über die wilde Wiese, befreiend ein Abstecher ins weite Feld. Dort, wo es erlaubt ist. Auslauf in freier Natur macht Hunde glücklich. Und fördert ihre Gesundheit. Mitunter hat das Herumstreunen abseits vom Gehsteig aber auch unangenehme Nebenwirkungen.
"Grannen, also die einzelnen Teile der Ähre, sind bis in den Spätsommer ein relativ häufiges Problem. Wir haben derzeit damit genauso oft zu tun wie mit Durchfallerkrankungen", sagt Folko Balfanz. Der Zoodoc in der tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn weiß, welche Schmerzen und Schwierigkeiten die auch Schliefhansl genannten Fremdkörper bei Hunden verursachen können. Der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, wann Komplikationen entstehen und wie sie zu verhindern sind.
Widerhaken
Grannen sind mit kleinen Härchen und feinen Widerhaken ausgestattet. Das hilft den Samen bei der Verbreitung. Das bedingt aber auch, dass sie leicht im Fell eine Tieres hängen bleiben. Kleinwüchsige Rassen wie der Dackel streifen die Grannen mit der Brust ab, größeren Hunden geraten sie in die Nase und in die Ohren. In den meisten Fällen werden die Ährenteile eingetreten. Selbst wenn Halter die Verletzung entdecken, ist der Tierarzt gefragt.
Steckt die Granne in der Nase, muss der Hund ständig niesen. Er versucht zudem, den lästigen Pflanzenteil aktiv auszuschnauben. Gelingt das nicht, lokalisiert der Veterinärmediziner den Schliefhansl mit dem Otoskop, narkotisiert den Patienten und entfernt das Übel. Kein Hund wird das herumdoktern ohne Anästhesie erlauben.
Sitzt die Granne im Ohr fest, kratzt sich das Heimtier vermehrt und hält den Kopf schief. Der Tierarzt schaut mit dem Otoskop in den Gehörgang und zieht den Fremdkörper mit einer Spezialzange und viel Fingerspitzengefühl heraus. Schließlich darf die Granne nicht das Trommelfell durchbrechen. Bei einem bereits entzündeten Ohr ist die Kurznarkose unumgänglich.
Hat die Granne die Haut im Zwischenzehenbereich durchdrungen, schleckt der Hund ununterbrochen an der Pfote. "Die Einstichstelle ist knallrot, für den Tierarzt sieht sie charakteristisch aus", sagt Balfanz. Der Profi betäubt das betroffene Areal, schneidet dort ein und beseitigt den Pflanzenteil.
Behandlung
Unbehandelt kann der Schliefhansl die Gesundheit des Hundes schwer schädigen. Die pfeilspitzen Ährenteile arbeiten sich immer tiefer in den Körper. "Eingeatmet können Grannen durch die Lunge bis zur Wirbelsäule wandern. Auch wenn sie die Brust- oder Bauchwand durchstoßen, müssen die Vierbeiner operiert werden", schildert der Zoodoc. Erstes Anzeichen einer solchen Komplikation ist Fieber, das mit Antibiotika nicht behandelbar ist. Dann können nur noch Ultraschall oder eine Computertomografie den Schliefhansl im Knochen oder im Bauchraum sichtbar machen. "Die Operation ist relativ schwierig, weil Pflanzenteile entfernt werden müssen, die noch dazu teilweise verrottet oder aufgelöst sind", sagt Folko Balfanz.
Der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team hat einen Tipp, um diesen Komplikationen vorzubeugen: "In der Zeit von Mai bis August sollen Halter ihren Hund nach jedem Spaziergang absuchen, schauen, ob Grannen im Haar hängen und diese aus dem Fell klauben."
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