Eine Ode an den 8-Stunden-Schlaf

18-Stunden-Tage, sieben Tage die Woche – das war für Arianna Huffington, Chefin der Huffington Post, normaler Arbeitsalltag. Bis sie in ihrem Büro zusammenbrach und ihr klar wurde: Es muss sich etwas ändern
Arianna Huffington hat Erfolg für sich neu definiert. Und festgestellt, dass Macht nicht alles ist

Der 6. April 2007 veränderte alles. In der Früh kam Arianna Huffington in einer Blutlache auf dem Boden ihres Arbeitszimmers zu sich – völlig erschöpft und übernächtigt war sie zusammengebrochen und mit dem Kopf gegen die Schreibtischkante geschlagen. Ein Weckruf für die Mitbegründerin und Chefredakteurin der Onlinezeitung The Huffington Post, die bis zu diesem Zeitpunkt 18 Stunden am Tag gearbeitet hatte. Sieben Tage die Woche.

Erfolg auf drei Beinen

Gerade eben war Huffington vom Time Magazine unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt gewählt worden, ihr Nachrichtenportal erlebte ein schwindelerregendes Wachstum. War das der Preis für ihren Erfolg?

An jenem Morgen im April begriff die 64-Jährige, dass sie etwas ändern musste. Diese Erkenntnis und den Weg in ihr "zweites Leben" verarbeitet Huffington in ihrem Buch "Die Neuerfindung des Erfolgs". In den USA war "Thrive" (gedeihen, Erfolg haben), so der Originaltitel, ein Sensationserfolg: Das Buch landete sofort auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste, wo es sich mehrere Wochen hielt.

Fünf Tipps zur Entschleunigung:

Eine Ode an den 8-Stunden-Schlaf

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Eine Ode an den 8-Stunden-Schlaf

Eine Ode an den 8-Stunden-Schlaf

Der Herbst kommt

Die Hauptaussage des 300-Seiten-Werks: Erfolg bedeutet mehr als Geld und Macht. "Langfristig", schreibt die Autorin, "sind Geld und Macht allein wie ein Hocker mit zwei Beinen – man kann eine Weile darauf balancieren, aber irgendwann kippt man um."

Um ein erfolgreiches und glückliches Leben zu führen, brauche es eine dritte Komponente – ein drittes Bein für den Hocker, sozusagen. Dieses setzt Huffington aus vier Säulen zusammen: Wohlbefinden, Weisheit, Staunen und Großzügigkeit. Jeder Säule widmet die Internet-Unternehmerin ein Kapitel.

Tiefenentspannung

Die gebürtige Griechin beruft sich auf aktuelle Studien und plädiert für einen bewussten Umgang mit Smartphones, Yoga, Meditation und Freundlichkeit im Alltag.

Vor allem aber wirbt sie für ausreichend Schlaf. "Der Schlafmangel, den so viele von uns im Interesse des beruflichen Vorankommens in Kauf nehmen, beeinträchtigt massiv unsere Kreativität, unsere Produktivität und unser Entscheidungsvermögen", ist im Buch zu lesen. Heute bezeichnet sich die zweifache Mutter, die lange Zeit mit drei Stunden Schlaf auskam, als "Jüngerin des Schlafens".

Nicht ohne Stolz beschreibt sie die Ruheräume in der Redaktion der Huffington Post, in denen die Redakteure nach dem Mittagessen ein Nickerchen machen können. Nachdem sich die Mitarbeiter am Anfang geziert hätten, würde das Angebot mittlerweile gern angenommen, berichtet die Zeitungschefin. Wieder einmal setzt ausgerechnet ein Unternehmen, das für digitalen Wandel seht, auf Entschleunigung.

Private Rückschläge

Die guten Ratschläge mixt Huffington im Buch mit autobiografischen Passagen. Rosig war das Leben der heutigen Selfmade-Millionärin, die sich in ihrem Twitter-Profil als "Mutter, Schwester, Flachschuh-Befürworterin" bezeichnet, nicht immer: die Mutter alleinerziehend, der Vater abwesend. Ein Ex-Mann, der sich kurz nach der Scheidung als bisexuell outet. Und eine Tochter (25), die nur knapp dem Drogentod entgeht.

Umso mehr weiß Arianna Huffington heute, was Erfolg wirklich bedeutet. "Streben Sie nach oben und nach vorne", appelliert sie, "aber vergessen Sie den Weg nach innen nicht."

Eine Ode an den 8-Stunden-Schlaf
Buch Arianna Huffington

Von Athen nach L. A.

Geboren 1950 in Athen als Tochter eines Verlegers, zog Arianna Stasinopoulos mit 18 nach Cambridge, um Wirtschaft zu studieren. 1980 ging sie nach New York, wo sie den Millionär und republikanischen Politiker Michael Huffington heiratete und zwei Töchter bekam. Die Ehe wurde 1997 geschieden. Heute lebt Huffington mitsamt Schwester und Töchtern in Los Angeles.

Politik & Medien

2003 trat Huffington bei den Wahlen zum kalifornischen Gouverneur gegen Arnold Schwarzenegger an. 2005 gründete sie mit Kenneth Lerer und Jonah Peretti die Onlinezeitung The Huffington Post, ein Jahr später wurde sie vom Time Magazine unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt gewählt. Am 23. September kommt Huffington zum future.talk 2014 nach Wien, wo sie über die Zukunft der Medien sprechen wird.

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