Apple-Prototyp-Fall verkommt zur Farce

Apple-Prototyp-Fall verkommt zur Farce
Bei Haus-Durchsuchung nach verlorenem iPhone 5 gaben sich Apple-Detektive angeblich als Polizisten aus.

Vor wenigen Tagen sorgte der Fall eines verlorenen iPhone-Prototyps für große Aufregung. Da dies nicht das erste Mal war, dass ein Apple-Angestellter ein noch nicht veröffentlichtes iPhone-Modell in einer Bar vergessen hatte, glaubten viele Beobachter an eine ungewöhnliche Werbemaßnahme des Konzerns aus Cupertino. Neue Erkenntnisse aus dem aktuellen Fall lassen jedoch auf etwas ganz anderes schließen. Statt Lust auf das iPhone 5 zu machen, verkommt die Angelegenheit zu einer Farce.

iPhone 5 in der Tequila-Bar?

Ende Juli verlor ein Apple-Mitarbeiter an nicht näher spezifiziertes Gerät in einer Tequila Bar namens "Cava 22" in San Francisco. Wenig später besuchte die Polizei einen Mann, der an einem Standort wohnte, dessen Position von Apple via GPS als der Aufenthaltsort des verlorenen Geräts bestimmt wurde.

Laut ersten Berichten durchsuchte die Polizei die Wohnung von Sergio Calderon. Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls am ersten September dementierte die Polizei eine Hausdurchsuchung. Nun allerdings bestätigt die Polizei, dass es sehr wohl eine Hausdurchsuchung gegeben hatte - nur wurde sie nicht von der Polizei durchgeführt. Die Polizei half der neuen Darstellung zufolge "nur" Apple-Mitarbeitern dabei.

Nach neuesten Stellungnahmen waren bei der Hausdurchsuchung drei bis vier Polizeibeamte zugegen, dazu zwei Privatdetektive im Auftrag von Apple. Diese Apple-Gesandten führten die eigentliche Hausdurchsuchung aus. Wohnung, Auto und Computer von Sergio Calderon wurden nach Hinweise auf den verlorenen Apple-Prototyp durchkämmt. Calderon ging laut eigenen Aussagen währenddessen ständig davon aus, dass es sich bei allen Hausdurchsuchern um Polizisten handle.

Durchsuchter wurde angeblich bedroht

Einen Durchsuchungsbefehl konnten die Besucher nicht vorweisen. Laut einem Interview mit der Tageszeitung San Francisco Weekly sei Calderon stattdessen bedroht worden. Einer der Männer vor Calderons Wohnung fragte, ob es sich bei allen Familienmitgliedern Calderons um amerikanische Staatsbürger handle. Wohl in Bezug auf einen möglichen Immigranten-Status, teilte man Calderon mit, die ganze Familie werde Probleme erhalten, falls er die Hausdurchsuchung nicht zulassen würde.

Calderon war besonders ins Visier geraten, nachdem er zum Tatzeitpunkt die "Cava 22" Tequila-Bar besucht hatte. Jegliches Wissen über ein aufgefundenes Gerät bestritt der Mann stets. Die Hausdurchsucher fanden auch keinen Hinweis darauf und erhielten auch dann keinen Tipp, als sie Calderon 300 Dollar anboten, wenn er das Gerät herausrücke.

Publicity-Stunt unwahrscheinlich

Apple-Prototyp-Fall verkommt zur Farce

Unterdessen gingen vielerlei Spekulationen in Richtung Publicity-Stunt seitens Apple. Auch der Großteil der KURIER.at-Leser (73 Prozent) glaubte in einer Blitz-Umfrage an ein absichtlich "verlorenes" Apple-Gerät.

Im Vorjahr verlor ein Apple-Angestellter einen Prototyp für das iPhone 4. Der Technologie-Blog Gizmodo gelangte über einen Zwischenhändler in den Besitz des Geräts und konnte noch vor der offiziellen Präsentation darüber berichten. Im jetzigen Fall sahen viele eine verdächtige Wiederholung der Dinge. Womöglich "verliert" Apple seine Geräte, um kurz vor dem Produkt-Start die Frequenz der Berichterstattung zu erhöhen. Die neuesten Entwicklungen lassen diese Absicht jedoch wieder unwahrscheinlicher erscheinen.

"Apple ist nicht blöd", schreibt Joe Romaine von der International Business Times. "Sie wissen, dass ein Hineinziehen der Polizei in eine gefälschte iPhone-5-Jagd klar illegal wäre und ernsthafte Konsequenzen hätte. Außerdem würde es gegenüber der Öffentlichkeit extrem schlecht aussehen, wenn Apple vorsätzlich das Haus eines unschuldigen Individuums durchsucht."

Sturmvorbereitung

Was dem Ansehen von Apple zusätzlich schaden könnte, ist das Vorgehen seiner Privatdetektive bei der Durchsuchung von Sergio Calderons Wohnung. Ob diese sich als Polizisten ausgegeben hatten, ist unklar. Die Technologie-Seite ZDNet registrierte, dass Anthony Colon, ein Detektiv, der 26 Jahre lang Apples Untersuchungs-Abteilung leitete, sein Facebook-Konto, sowie sein Profil im Business-Netzwerk LinkedIn löschen ließ - möglicherweise eine Vorsichtsmaßnahme.

Neben Apple kann sich auch die Polizei von San Francisco gegen kommende Angriffe wappnen. Öffentliche Ordnungshüter als Handlanger eines Konzerns sieht niemand gerne.

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