Angriff der bissigen Kriebelmücken

Angriff der bissigen Kriebelmücken
Sie wirkt harmlos, aber der Biss der Kriebel­mücke ver­ursacht allergische Reaktionen – bis zu einer Blutvergiftung.

Wer Gelsenstiche unangenehm findet, will nie einer Kriebelmücke begegnen. Denn ihr Biss ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch zu unangenehmen Schwellungen bis hin zu gefährlichen Infektionen führen. Eine Erfahrung, die Martha Strojna sogar schon zwei Mal gemacht hat: Innerhalb kürzester Zeit war ihr Arm angeschwollen, wurde heiß und sie bekam Fieber.

"Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, was die Ursache für die Schwellung war. Auch die Ärzte waren ratlos." Fündig wurde Strojna bei ihrer Internet-Recherche: Die Kriebelmücke erinnert in ihrem Aussehen an eine Fruchtfliege und wird nicht größer als sechs Millimeter.

Sie beißt eine Wunde in die Haut und trinkt das Blut, das sich darin sammelt. Bei ihrem Biss injiziert sie eiweiß- und histaminhaltigen Speichel, der zu allergischen Reaktionen, Schwindel, Schwellungen und im Extremfall sogar zu einer Blutvergiftung führen kann. Besonders unangenehm: Anders als die Gelse verfolgt die Kriebelmücke ihr Opfer. Sie greift sogar an, wenn es in Bewegung ist.

Saubere Gewässer

Angriff der bissigen Kriebelmücken

Am ehesten begegnet man dem bissigen Insekt in der Nähe von Flüssen, erklärt der Stechmücken-Experte Bernhard Seidel. Ihre Larven wachsen bevorzugt in kühlen, sauberen Gewässern heran und die Hitzewelle Ende April hat ihre Entwicklung auch noch begünstigt. Die Lebensbedingungen sind für die Kriebelmücke in einigen Bereichen der Donau ideal – doch durch das Aufstauen des Wassers für Kraftwerke verschlechtert sich die Wasserqualität: "Das bedeutet den Tod der Kriebelmücke." Besonders aktiv ist sie am späten Vormittag, nachmittags und in den frühen Abendstunden – also den ganzen Tag über.

Frau Strojna wurde gebissen, als sie in den Abendstunden an ihrem Gemüsebeet in Niederösterreich arbeitete. Beim zweiten Mal wusste sie schon, womit sie es zu tun hat und bekam im Wiener AKH Antibiotika verschrieben. Gegen die Schwellung legte sie Topfen auf. Schon nach drei Stunden ging die Schwellung zurück, nach vier Tagen war der Biss vollständig abgeheilt.

Weidevieh

Noch fataler können die Folgen eines Kriebelmücken-Bisses für Pferde, Rinder und Schafe sein. Bei einem Massenbefall kann ein Eiweißschock ausgelöst werden und in Kombination mit der Panik, die bei den Tieren auftritt, zu ihrem Tod führen. Das deutsche Landwirtschaftsministerium gab schon Ende April eine Warnung an Landwirte aus, deren Vieh in der Nähe von Flüssen weidet.

"Wer sich vor einem Biss schützen möchte, sollte lange Kleidung tragen, aufmerksam sein und gegebenenfalls den Ort wechseln", rät Seidel. Sollte man dennoch gebissen werden, empfiehlt er, die Stelle sofort gründlich zu desinfizieren und nicht zu kratzen. Bei einer starken Schwellung sollte jedenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

Tigermücke ohne Erreger ungefährlich

Ein weiterer Plagegeist, der immer öfter in Mitteleuropa auftaucht, ist die asiatische Tigermücke. Zahlreiche Medienberichte verbreiten derzeit Besorgnis, indem sie vor der Tigermücke warnen, die das unangenehme Dengue-Fieber überträgt. Die Viruserkrankung verursacht Fieber, Gliederschmerzen, Hautrötungen, Übelkeit und Erbrechen. Die Behandlung erfolgt je nach Beschwerden wie bei einer Grippe. Die wenigsten Fälle von Dengue-Fieber enden tödlich.

Der Stechmücken-Experte Bernhard Seidel beruhigt jedoch: "Die Tigermücke bildet bei uns in Österreich keinen großen Bestand." In Österreich wurde eine einzige Tigermücke entdeckt, diese würde das Dengue-Fieber nicht verbreiten. Denn: "Dazu fehlt der Erreger. Wir haben ja auch die Mücke hier, die Malaria verbreitet, aber diese ist ebenfalls nicht mit der Krankheit infiziert und kann sie daher auch nicht übertragen."

Im vergangenen Jahr hat die AGES laut Seidel ein bundesweites Überwachungsprogramm durchgeführt und kein Vorkommen der Tigermücke festgestellt. Nun gibt es einen Nachweis. Seidl vermutet, dass eine Tigermücke von Landwirten importiert wurde und in Österreich Larven abgelegt hat, welche die einzige Population bilden. Es handle sich aber um einen Einzelfall. 

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