Sprachsündern auf der Spur

Andreas Hock prophezeit den Untergang der deutschen Sprache
In seinem neuen Buch beklagt Andreas Hock den Niedergang der deutschen Sprache und "Wörter an der Grenze zur Lächerlichkeit".

Als Journalist beschäftigt sich Andreas Hock (40) täglich mit der deutschen Sprache. Und manchmal wird ihm dabei "angst und bange", wie er sagt. "Ich ärgere mich über manche Entwicklungen, die wir kritiklos hinnehmen, anstatt einmal darüber nachzudenken, was wir mit unserer Sprache so alles anstellen."

Aus seinem Ärger entstand das Buch "Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?", in dem Hock sämtliche Gründe für den vermeintlichen Niedergang der deutschen Sprache aufschreibt und die schlimmsten Sprachsünder aufdeckt. "Es gibt verschiedene Entwicklungen, die nicht ganz so positiv laufen – das wollte ich mit einem Augenzwinkern und nicht oberlehrerhaft rüberbringen."

Wichtigtuer-Begriffe

Eine dieser "nicht ganz so positiven Entwicklungen" ist laut Bestseller-Autor Hock die inflationäre Verwendung von englischen Begriffen. "Wir versuchen immer, uns etwas wichtiger zu machen, als wir eigentlich sind. Das funktioniert hervorragend mit irgendwelchen Wortschöpfungen, die es eigentlich nicht braucht – wie Anglizismen oder Werbebotschaften, die kein Mensch versteht und über die wir uns auch keine Gedanken machen."

Sprachsündern auf der Spur
Andreas Hock

Wie etwa ein Grande Frappuccino Light Blended Beverage aus dem Coffee Shop, von dem wohl die wenigsten wissen, was es genau beinhaltet. Oder der Facility Manager, der eigentlich Hausmeister ist. "Mein Lieblingsbeispiel ist der Nourishment Production Assistant. Das ist einfach derjenige, der in der Kantine den Kartoffelbrei aufs Tablett schaufelt. Klingt natürlich besser als ‚Küchenhilfe‘. Manche Wörter sind nah an der Lächerlichkeitsgrenze."

Jugendsprache

Auch WhatsApp und SMS haben unsere Sprache verändert: Präpositionen werden zugunsten der Schnelligkeit weggelassen (Stichwort: "Gemma Shopping City?"), Groß- und Kleinschreibung vernachlässigt, Gefühle durch Emoticons ersetzt.

Sprache ist dynamisch, Sprache entwickelt sich, dessen ist sich Hock bewusst: "Das finde ich auch absolut richtig. Wir sprechen heute anders als vor 20 Jahren, und das ist gut so. Jugendsprache ist ja auch ein Zeichen von Kreativität. Wenn aber grammatikalische Formen vernachlässigt werden, ist das eine Entwicklung, von der wir nicht absehen können, wo sie einmal hinführt."

Ein pessimistischer Abgesang auf die deutsche Sprache soll Hocks Buch dennoch nicht sein. "Ich möchte, dass die Menschen darüber lachen – und sich ab und zu ertappt fühlen."

Die Gebrüder Grimm, weil sie in Wirklichkeit gar keine deutschen Volksmärchen sammelten, sondern französische Geschichten klauten.

Beamte, weil sie in Amtsstuben sperrige Wörter erfinden wie zum Beispiel „Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung“ oder „Personenvereinzelungsanlage“.

Die 68er, die zwar tagaus, tagein immer total viel laberten, aber so gut wie nie zum Punkt kamen.
Politiker, weil sie nur Phrasen dreschen und um den heißen Brei herumreden, anstatt Klartext zu sprechen.

Schlager-Texter, weil es bei ihnen fast immer darauf ankommt, dass sich „Herz“ auf „Schmerz“ reimt.

Eltern, weil sie ihren Kindern bescheuerte Vornamen verpassen – wie Emilie-Extra, Prestige, Galaxina oder Alessio-Khan.

Coffee Shops, weil sie uns zu Bestellungen eines „Grande Frappuccino Light Blended Beverage“ zwingen.

Werbeagenturen, weil sie uns mit Quatsch-Slogans für doof verkaufen („The Power to Wow“, „Powered by Emotion“).

Rüpel-Rapper, weil es ihnen nur auf sprachliche Provokation durch voll krasse Begriffe ankommt.

Manager, weil sie uns mit ihrem Business-Denglisch eine Bedeutung vorgaukeln, die sie und ihr Job oft gar nicht haben („Senior Vice President“, „Benchmark“, „Cashflow“)

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