Alarmanlage Hund

"Hier wache ich": Auch Wachhunde haben Bedürfnisse.
Die Haustiere verfügen über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Eine technische Sicherung können und sollen sie nicht ersetzen.

Warnung vor dem Hund. Hier wache ich. Vorsicht bissiger Hund. – Schilder dieser Art werden ernst genommen, selbst wenn hinter der Türe nur ein Miniatur-Kläffer wohnt. In einer Studie der Universität Graz gaben mehr als 50 Prozent der befragten Häftlinge an, nirgends einzubrechen, wo Gebell zu hören ist. Auch kleine Tiere schrecken ab, schließlich erregt deren Lautäußerung genauso die Aufmerksamkeit der Nachbarn.

"Das Wachen ist eine der ältesten Funktionen des Hundes", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn erklärt, warum Hunde die geborenen Wächter sind, und wieso sie trotzdem keine Alarmanlagen sind.

Im Blut

Wölfe verteidigen ihr markiertes Revier; wenn nötig bis zum Tod. Die Kampfbereitschaft zum Schutz des Rudels und des Jagdgebietes liegt auch den domestizierten Verwandten im Blut. Der Mensch hat die Veranlagung noch gefördert: "Früher wurden Hunde für spezifische Aufgaben gezüchtet. Seit es feste Hütten gibt, haben die Vierbeiner gelernt, Haus und Grundstück selbstständig zu hüten", sagt Schratter.

Die Sinne des Hundes erleichtern ihm das Aufpassen: Hunde hören doppelt so gut wie Menschen, auch das Klangspektrum ist breiter. Darüber hinaus sehen Hunde in der Dunkelheit besser. Eine Spiegelfläche auf der Innenseite der Netzhaut verstärkt das Restlicht. Nicht zuletzt ist die Hundenase um vieles feiner als das menschliche Riechorgan. "Hunde nehmen Gefahren lange vor dem Menschen wahr", fasst die Expertin zusammen: "Die Alarmanlage Hund ist praktisch immer in Betrieb."

Die Zuverlässigkeit des tierischen Melders freilich kommt an eine technische Sicherung nicht heran. Zum einen lassen sich Hunde leicht ablenken, z.B. durch Leckerlis. Zum anderen sind die Wächter im entscheidenden Moment oft gar nicht daheim. Die Rudeltiere lassen den Besitz meist mit dem Besitzer unbeaufsichtigt zurück. "Der Hund ist kein Apparat. Alle seine Bedürfnisse bleiben aufrecht", betont Schratter. Die Heimtiere brauchen weit mehr als eine Wartung pro Jahr.

"Heutzutage werden Hunde als Freunde und Familienmitglieder gehalten. Da kann es ganz schön lästig sein, wenn jeder Besucher und jeder Passant verbellt werden", sagt der Tiercoach. Und macht klar: "Dauerbellen hat selten etwas mit der Wachfunktion zu tun." Vielmehr stehen Hunde, die ständig das Maul aufreißen, unter Stress. Ein bestimmter Reiz löst den unüberhörbaren Reflex aus. Monotones Bellen ohne Ende kann Zeichen von Unmut sein: Frustration, Langeweile und Einsamkeit werden damit angezeigt.

"Hunde dürfen bellen. Diese Form der Kommunikation ist wichtig und gut", sagt Schratter: "Aber jeder Hund muss frühzeitig lernen, dass er damit auch wieder aufhören muss." Das eindeutige Kommando "Ruhe" stellt das Bellen ab. Schlägt der Beschützerinstinkt beim Gassi-Gehen geräuschvoll durch, muss der Halter dem Hund zeigen, dass er Herr der Lage ist: Das Anschlagen bleibt unbeachtet. Oder der Kläffer wird gezielt abgelenkt. Hundeschule und -trainer helfen bei der richtigen Erziehung. "Heimtiere sollen nicht scharf gemacht werden oder zu mehr als zum Bellen ausgebildet werden", sagt der KURIER-Tiercoach: "Schutzhunde braucht nur die Polizei."

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