So bekämpfen Sie das Chaos im Kinderzimmer

So bekämpfen Sie das Chaos im Kinderzimmer
Ordnung schaffen mit Kindern: Wohn-Coach Katrin Miseré sagt wie. Und wie es aufgeräumt bleibt.

Spätens wenn Eltern sich am Abend einen Legostein in die Fußsohle eintreten, steigt der Wunsch nach Ordnung im Kinderzimmer ins Unermessliche. Bausteine aller Art, Stofftiere, Kunstwerke aus Kindergarten und Schule und Unmengen an Kleinst-Spielzeug belastet die Nerven aller Eltern. Streit über das Aufräumen zählt in Familien zu den häufigsten Konflikten, in jeder Altersgruppe.

Katrin Miseré ist darauf spezialisiert, Menschen beim Neuordnen ihrer Wohnung zu helfen. Sie sieht ein großes Problem bei den meisten ihrer Kunden: "Viele Menschen tun sich schwer dabei, Dinge loszulassen. Dabei geben sie nicht die Erinnerung weg, sondern nur die Sache, die sie unnötig Platz kostet", betont sie.

Gerade bei Kindersachen gibt es einen hohen emotionalen Wert, da sowohl Spielsachen als auch Kleidung sehr klar einer bestimmten Zeit im Leben des Kindes zugeordnet ist.

Sie gibt 5 Tipps, wie Eltern und Kinder mit dem Chaos fertig werden.

"Sie brauchen nicht alle Strampler Ihres Kindes aufzubewahren, um sich an die Babyzeit zu erinnern. Suchen Sie sich die drei liebsten heraus, legen Sie sie nebeneinander auf und machen Sie ein Foto. Und dann geben sie die Kleidung jemandem, der sie braucht", betont sie. Gerade vor Weihnachten sei auch ein guter Moment, um mit Kindern das Loslassen zu üben: "Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es anderen nicht so gut geht und es sich über manche seiner alten Stofftiere freuen würde. So wird nicht nur der Kasten etwas leerer, sondern das Kind lernt, soziale Zusammenhänge zu verstehen."

Auch Kinderflohmärkte sind ein gutes Argument: "Das Kind darf seine alten Sachen verkaufen und sich um das Geld etwas Neues kaufen, das es jetzt verwenden kann", so Miseré. Sie selbst verkauft etwa jedes halbe Jahr alte Sachen ihrer Familie, die Kinder bekommen davon einen Anteil. Das sei ist ein guter Rhythmus, um auszumisten. Für Spielsachen rät Misére zu einem Stufenplan: "Wenn man sich unsicher ist, ob einem Kind ein Spielzeug oder etwas Gebasteltes fehlen wird, kann man es zuerst aus der Sicht räumen. Und wenn das Kind eine Woche nicht danach gefragt hat, kann man es weggeben.

Ein Kinderzimmer braucht eine gute Mischung aus offenen Kästen mit gut sichtbaren Spielsachen und geschlossenen Kästen, die nicht zu unruhig und chaotisch aussehen. "Ich gebe keine Anweisungen für Stauraum-Systeme, das kann jeder sich selbst gut einrichten. Wichtig ist, dass möglichst wenig herumsteht. Nur wenn etwas einen Platz hat, kann das Kind es auch wieder dorthin zurückstellen", erklärt Miseré.

Wohin sollen die vielen kleinen Teile von Lego oder Playmobil? "Bausätze sind ein Wahnsinn", bricht es aus der Ordnungsberaterin heraus. "Die sind am besten in Kisten aufgehoben, die man zu einem Platz tragen oder Rollen kann. Die fertig gebauten Teile brauchen einen Platz, an dem sie eine Zeit lang ausgestellt werden. Bis sie wieder in die Kiste kommen", so Miseré.

Für die zahlreichen kleinen Spielzeuge, die nicht zusammengehören wie Figuren rät sie zu einer "Überraschungskiste": "Da kommt alles mögliche unsortiert hinein und es ist immer etwas anderes drin. Das kann die Fantasie von Kindern durchaus beflügeln", stellt sie fest.

Außerdem brauchen Schulkinder einen Platz, wo sie in Ruhe arbeiten und ihre Schreibsachen aufbewahren können. Das muss aber nicht immer der eigene Schreibtisch im Zimmer sein. Gerade bei mehreren Kindern in einem Zimmer kann der Platz auch im Schlafzimmer der Eltern sein, wo Ruhe und Stauraum zur Verfügung stehen.

Aufräumen sollte Teil des Familienalltages werden. "Vor dem Abendessen, vor dem Fernsehen, vor einem anderen Spiel wird das Zimmer aufgeräumt. Welcher Zeitpunkt auch immer, das ist in jeder Familie anders. Aber er sollte täglich gleich sein. So steht das Aufräumen außer Diskussion", rät Miseré.

Wer sich von klein auf daran gewöhnt, seine Sachen wegzuräumen, tut sich leichter mit der Ordnung. Im Alter von rund drei Jahren haben Kinder laut der Montessori-Pädagogik eine sensible Phase für Strukturen und mögen es, Ordnung zu machen. Im Kindergarten sind sie es auch gewöhnt. "Am Anfang geht es darum, dass Kinder sich daran gewöhnen, hinter sich das Spielzeug wegzuräumen. Das fördert auch eine längere Konzentration darauf, als wenn Kinder sich leicht ablenken lassen und sich dann sofort etwas anderem zuwenden. Wenn sie ein Spiel noch aufräumen müssen, bleiben sie auch länger dabei", beobachtet Miseré auch bei ihrem eigenen Kind.

Am Anfang solle das Aufräumen ruhig Spaß machen, "da habe ich auch ein Spiel daraus gemacht, die Bausteine in die Kiste zu treffen", so Miseré: "Aber kann das Kind daran lernen, dass nicht alles Spaß machen muss."

Und Nicht-Aufräumen sollte ruhig Konsequenzen haben, nicht nur eine verärgerte Mutter. "Zum Beispiel, dass die Sachen, die im Wohnzimmer liegen bleiben, in eine große Kiste kommen und erst nach einer Woche zurückgegeben werden. Aber das hängt vom Alter des Kindes und dem Leidensdruck der Eltern ab", stellt die Beraterin fest. "Nur wo Ordnung ist, gibt es auch Platz zum Spielen", erklärt Miseré eine logische Konsequenz. "Ich versuche jedenfalls, Aufräumen nicht mit einer Belohnung zu verbinden."

Die Winter- und Sommersachen werden ordentlich getrennt aufbewahrt, Miseré verpackt sie sogar in eine Vakuumfolie, da brauchen sie weniger Platz. Kleidung kommt im Kasten in eine Höhe, wo das Kind sie gut erreichen kann. Um sie selbst herauszunehmen und gegebenenfalls auch wieder selbst einzuordnen. Verpacktes gehört gut beschriftet, damit es leicht zu finden ist.

Schwieriger ist es da schon bei den zahlreichen Bildern und Bastelarbeiten, die Kinder aufbewahren wollen. Miseré: "Da ist es gut, eine Mappe zu haben und zum Beispiel die besten fünf eines Jahres aufzubewahren. Bei den sperrigen Werkstücken muss man halt konsequent wegwerfen. Vielleicht auch die vorher fotografieren, damit sie dokumentiert sind."

Am besten sei es, schon beim Einkaufen an das Ordnungssystem zu denken. "Weniger ist mehr. Und wenn mein Kind schon zehn T-Shirts hat, brauche ich ihm keine mehr zu kaufen. Dann ist es auch leichter, Ordnung zu halten. Besonders wenn das Kind schon selbst seine Kleidung aus dem Regal nimmt.

Reduktion aus das Wesentliche wünscht sie sich auch bei Spielsachen, Stofftieren und Büchern. "Man sollte nie mit einem kleinen Kind in ein Spielwarengeschäft gehen. Das ist Folter für beide." Kinder sollten von klein auf daran gewöhnt werden, nicht im Überfluss aufzuwachsen. Bücher könne man in der Bibliothek ausleihen oder mit Freunden tauschen, auch bei Spielen könne man sich mit anderen zusammentun. Weniger ist oft mehr.

Sonst haben die Kinder ein Zimmer, in dem sie vor lauter Spielsachen nichts zum Spielen finden können.

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