Plastikmüll im Meer erstmals gezählt

Müllproblem: Wissenschaftler haben erstmals die Plastik-Belastung des Meeres errechnet.

Hochgerechnet 5,25 Billionen Plastikteile mit einem Gesamtgewicht von fast 269.000 Tonnen treiben in den Weltmeeren. Der Großteil dieses Mülls besteht aus Krümeln und befindet sich in den großen, subtropischen Meereswirbeln. Das berichtet eine internationale Forschergruppe um den US- Wissenschaftler und Umweltschützer Marcus Eriksen vom Five Gyres Institute in Los Angeles in der Fachzeitschrift PLOS ONE.

Dass die Ozeane mit großen Mengen Plastikmüll verschmutzt sind, ist bekannt. Doch eine genaue Abschätzung dieses Problems ist schwierig. Eriksen und seine Kollegen haben für ihre Berechnung nun Daten aus 24 Untersuchungen mit mehr als 1500 einzelnen Sammlungen und Beobachtungen zusammengetragen.

Diese umfassen nicht nur alle fünf subtropischen Meereswirbel – kreisförmige Strömungen, an denen sich besonders viel Müll sammelt – sondern auch das Mittelmeer, den Golf von Bengalen und belebte Küstengebiete vor Australien. Zudem decke die vorliegenden Studie erstmals auch größere Plastikteile mit mehr als fünf Millimeter Durchmesser ab, erklären die Forscher.

Mithilfe der gesammelten Daten errechneten Eriksen und seine Kollegen die Verbreitung von Plastikmüll auf allen Weltmeeren.

Nahe der Küsten sind große Stücke häufiger, beispielsweise Flaschen oder Styroporteile. In den Ozeanwirbeln werden diese großen Stücke dann zusehends zerkleinert, schreiben die Forscher. Die kleinsten Krümel finden sich in abgelegenen Gebieten nahe dem Nordpol. Das deute darauf hin, dass die Wirbel den Plastikmüll wie ein Reißwolf zerkleinern und im Ozean verteilen.

Bis zum Tiefseegraben

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Müllteppiche in den fünf subtropischen Meereswirbeln nicht die letzte Ruhestätte des umhertreibenden Plastikmülls sind", sagt Eriksen. Die Krümel könnten zum Beispiel durch Absinken oder Zersetzung in tiefere Meeresregionen gelangen. In einer im April ebenfalls in PLOS ONE veröffentlichten Studie, die den Müll auf dem Meeresgrund vor Europa untersuchte, fanden Forscher beispielsweise an allen untersuchten Stellen des Meeresbodens Abfälle – von den Küsten bis in die Tiefseegräben. Im Endeffekt beeinflusse das Mikroplastik den gesamten Lebensraum Meer.

Laut eines Berichts des UN-Umweltprogramms UNEP gelangen jedes Jahr etwa 6,4 Millionen Tonnen Müll ins Meer. Dieser gefährdet die Umwelt in vielerlei Weise: Tiere können sterben, wenn sie den Müll fressen oder sich darin verfangen. Auch können giftige Substanzen angereichert oder die Ausbreitung invasiver Arten gefördert werden. Durch die Haltbarkeit von Plastik bleibt das Problem lange bestehen. Nicht nur im Meer: Eine weitere Studie zeigte, dass in der Donau stellenweise mehr Plastikpartikel als Fischlarven treiben.

Nur zu Veranschaulichung: 269.000 Tonnen entsprechen mehr als 50.000 ausgewachsenen Elefanten. Mehr zum Verbrauch von Plastiksackerln finden Sie hier.

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