250 Jahre: Vetmed feiert Geburtstag
Dreißig Studenten der Hufschmiede-Kunst treten am 26. Februar 1768 zum "öffentlichen Examen" an der "k. k. Pferdekuroperationsschule" an. Unter dem strengen Blicken des sogenannten Kurschmiedemeisters und der hohen militärischen Würdenträger müssen die Lehrlinge Fragen zur Anatomie der Kavalleriepferde über sich ergehen lassen. Die Prüfung findet an der Adresse "Wien, Haus Nr. 18" (heute: Favoritenstraße 3–5) statt – drei Jahre nach Gründung der Schule – und ist dem Wienerischen Diarium eine Meldung wert. Die angehenden Militär-Schmiede demonstrierten demnach ihre Fertigkeiten, welche sie "in der Zergliederungskunst, Erkanntniß der Knochen, Mäußlein (gemeint sind: die Muskeln, Anm.), und übrigen Theilen der Pferde erlanget hatten".
Zwei-Klassen-Uni
An der Hochschule herrschte eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Jungschmiede mussten für Ausbildung und Prüfungen nichts zahlen, im Hörsaal standen ihnen die Plätze in den ersten Reihen zu, selbst wenn sie nur rudimentäre Lese- und Rechtschreibkenntnisse vorzuweisen hatten, sagt Daniela Haarmann, Historikerin der Veterinärmedizinischen Universität. Hingegen mussten die Tiermediziner, die sogenannten "Zivilhörer", zumindest einen Mittelschulabschluss vorweisen, um zugelassen zu werden.
Dieses Ungleichgewicht besteht auch noch, als sich das "k. k. Thierspital und Vieharzney-Schule" (ab 1776) und später das "k. k. Militär-Thierarznei-Institut" (ab 1850) allmählich zu einer echten tierärztlichen Hochschule wandelte.
Frau Vexler
Nach dem Ersten Weltkrieg leistet eine gewisse Karoline Vexler Historisches. Die 1901 geborene Tochter eines Wiener Tierarztes ist als erste Frau als außerordentliche Hörerin inskribiert (Studienjahr 1921/’22). Eine Frau Pferdedoktor galt damals schon allein wegen der anstrengenden Operationen als Sensation.
Heute arbeitet eine große Zahl zupackender Tierärztinnen in den Ställen und Operationssälen der Vetmed. "Man soll die Power der Frauen nicht unterschätzen. Auch durch das verbesserte Equipment, durch die Medikamente, die Beruhigungsspritzen, sind wir heute frauendominiert", sagt Riedelberger.
Kran und Aufwachbox
Der OP-Saal der Pferdeklinik erinnert in vielem an ein Krankenhaus für Menschen, wäre da nicht der überdimensionierte höhenverstellbare OP-Tisch und der Kran, mit dem das betäubte Pferd aufgehoben und abgelegt werden kann. Ganz ohne Kraft geht es aber auch heute nicht. Ein voller Pferdedarm, der bei einer OP umgedreht werden muss, kann bis zu 100 kg wiegen.
Kritische Momente gibt es bei Tieroperationen zur Genüge. Veterinär Riedelberger als Philosoph: "Man denkt schon darüber nach, ob man das Recht hat, ein Tier gehen zu lassen."
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