250 Jahre: Vetmed feiert Geburtstag

Die Gründungsmutter der Vetmed in Wien war Maria Theresia
1765 wurde die Vetmed als "Pferde-Curen- und Operationsschule" vom Maria Theresia gegründet - als eine Lehrschmiede des Heeres.

Dreißig Studenten der Hufschmiede-Kunst treten am 26. Februar 1768 zum "öffentlichen Examen" an der "k. k. Pferdekuroperationsschule" an. Unter dem strengen Blicken des sogenannten Kurschmiedemeisters und der hohen militärischen Würdenträger müssen die Lehrlinge Fragen zur Anatomie der Kavalleriepferde über sich ergehen lassen. Die Prüfung findet an der Adresse "Wien, Haus Nr. 18" (heute: Favoritenstraße 3–5) statt – drei Jahre nach Gründung der Schule – und ist dem Wienerischen Diarium eine Meldung wert. Die angehenden Militär-Schmiede demonstrierten demnach ihre Fertigkeiten, welche sie "in der Zergliederungskunst, Erkanntniß der Knochen, Mäußlein (gemeint sind: die Muskeln, Anm.), und übrigen Theilen der Pferde erlanget hatten".

Zwei-Klassen-Uni

250 Jahre: Vetmed feiert Geburtstag
Historische Adresse der Pferde-Curen und Operationsschule: Wien, Haus Nr. 18, im gleichen Gebäude in dem zuvor die Stallmeisterei untergebracht war. Heute ist dies Ecke Gußhausstraße/Favoritenstraße und trägt die Adresse: Favoritenstraße 3-5, Gebäude des neuen elektrotechnischen Instituts, zeitgenössische Abbildung, entnommen Josef von Daniel-Hubers Wien-Karte um 1770
Die ersten Studenten der heutigen "Vetmeduni Wien" (im Bild der erste Standort) sind Schmiede und keine Tierärzte. Kein Wunder: Die Sorge der Schulgründerin Maria Theresia gilt in jenen Tagen dem Zustand der Kavallerie- und Militärpferde, es werden kundige Schmiede gebraucht. Über Pferdekrankheiten weiß man noch relativ wenig.
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Ass.-Prof. Dr.med.vet. Klaus Riedelberger, Klinische Abteilung für Interne Medizin Pferde, Universitätsklinik für Pferde, mit Pferd "Duda"
"Koliken gab es damals zwar auch, aber man hatte radikalere Behandlungsmethoden", erläutert Klaus Riedelberger von der Universitätsklinik für Kleintiere und Pferde an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Bild). Die strenge Unterscheidung in Schlachtpferde und Nicht-Schlachtpferde (= Freizeitpferde) ist im 18. Jahrhundert noch unbekannt.

An der Hochschule herrschte eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Jungschmiede mussten für Ausbildung und Prüfungen nichts zahlen, im Hörsaal standen ihnen die Plätze in den ersten Reihen zu, selbst wenn sie nur rudimentäre Lese- und Rechtschreibkenntnisse vorzuweisen hatten, sagt Daniela Haarmann, Historikerin der Veterinärmedizinischen Universität. Hingegen mussten die Tiermediziner, die sogenannten "Zivilhörer", zumindest einen Mittelschulabschluss vorweisen, um zugelassen zu werden.

Dieses Ungleichgewicht besteht auch noch, als sich das "k. k. Thierspital und Vieharzney-Schule" (ab 1776) und später das "k. k. Militär-Thierarznei-Institut" (ab 1850) allmählich zu einer echten tierärztlichen Hochschule wandelte.

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Konflikt Zivilhörer und Militärhörer: Die Militärschüler wurden seit der Gründung den Zivilhörern bevorzugt, da die Veterinärmedizin sich um gesunde Militärpferde kümmern sollte. Das waren dann Militärschmiede, die hier ausgebildet wurden, mit ihrem Diplom aber grundsätzlich auch normale Tierärzte werden konnten. Für die Ausbildung und die Prüfungen mussten sie nichts zahlen im Gegensatz zu den Zivilhörern, hatten Anspruch auf die ersten Reihen im Auditorium und mussten nur rudimentäre Lese- und Schreibkenntnisse haben, während die Zivilhörer entweder ein humanmedizinishces Studium oder einen Mittelschulabschluss vorweisen mussten. Daher kam es Anfang des 20. Jahrhunderts zu blutigen Auseinandersetzungen. Die Tierärztliche Hochschule musste gesperrt werden, Bilder aus dem Jahr 1914 (warum bei den Bildern 1913 steht ist unklar).
Die Spannungen zwischen den verfeindeten Studentengruppen entluden sich in blutigen Kämpfen im März 1914 (Bild).

Frau Vexler

Nach dem Ersten Weltkrieg leistet eine gewisse Karoline Vexler Historisches. Die 1901 geborene Tochter eines Wiener Tierarztes ist als erste Frau als außerordentliche Hörerin inskribiert (Studienjahr 1921/’22). Eine Frau Pferdedoktor galt damals schon allein wegen der anstrengenden Operationen als Sensation.

Heute arbeitet eine große Zahl zupackender Tierärztinnen in den Ställen und Operationssälen der Vetmed. "Man soll die Power der Frauen nicht unterschätzen. Auch durch das verbesserte Equipment, durch die Medikamente, die Beruhigungsspritzen, sind wir heute frauendominiert", sagt Riedelberger.

Kran und Aufwachbox

Der OP-Saal der Pferdeklinik erinnert in vielem an ein Krankenhaus für Menschen, wäre da nicht der überdimensionierte höhenverstellbare OP-Tisch und der Kran, mit dem das betäubte Pferd aufgehoben und abgelegt werden kann. Ganz ohne Kraft geht es aber auch heute nicht. Ein voller Pferdedarm, der bei einer OP umgedreht werden muss, kann bis zu 100 kg wiegen.

Kritische Momente gibt es bei Tieroperationen zur Genüge. Veterinär Riedelberger als Philosoph: "Man denkt schon darüber nach, ob man das Recht hat, ein Tier gehen zu lassen."

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