1,4 Millionen Euro für Tibet-Mastiff
China ist auf den Hund gekommen - und zwar auf den Tibet-Mastiff. Die Tibetdogge, in der Heimat Do-Khyi genannt, gilt im Osten als Statussymbol. Jetzt wurde mit einem jungen Hund der riesigen Rasse ein Rekordpreis erzielt. Ein chinesischer Makler soll für einen einjährigen Vierbeiner umgerechnet 1,4 Millionen Euro gezahlt haben. Der Mann habe den goldfarbenen Tibet-Mastiff bei einer Luxus-Haustiermesse in der Provinz Zhejiang erstanden, berichtete die Zeitung "Qianjiang".
Seine Hunde hätten "Löwenblut", begründete der Züchter Zhang Gengyun den astronomisch hohen Preis. Ein Insider sagte der Zeitung allerdings, die Fantasiepreise beruhten teilweise auf Abmachungen zwischen Züchtern, mit denen sie den Wert ihrer Hunde künstlich in die Höhe trieben: "Hinter vielen der teuren Verkäufe stecken tatsächlich Züchter, die sich gegenseitig hochschaukeln, und in Wirklichkeit fließt gar kein Geld."
Heimische Experten halten den Rekordpreis sowie die Argumentation für unseriös. "Bei mir kostet jeder Hund 1500 Euro. Mir geht es nicht ums Geld, sondern um das Tier", betont Michaela Panzenböck aus Leobersdorf. Sie züchtet Do-Khyi nach strengsten ÖKV-Richtlinien. Und weiß: Bei den Tieren aus China stehen Masse, Haare, Triefaugen und Hängelefzen an oberster Stelle. Fehlstellung der Beine werden offenbar hingenommen. Qualitätsüberprüfung gibt es im fernen Osten nicht. Hunde, die in China als Statussymbol gehandelt werden, würden in Österreich keinen Käufer finden. Sie haben mit den ursprünglichen Hütehunden aus Tibet nichts gemein. "Den 90-Kilo Tieren fehlt die Leichtfüßigkeit. Sie hätten es nie mit den Nomaden über den Himalaya geschafft", gibt Panzenböck ein Beispiel.
Und das Löwenblut? "Totaler Blödsinn." Zwar gelten die kräftigen Vierbeiner als mutige Wächter. Der Sage nach kämpften sie auch gegen Löwen, um ihr Rudel - Familie wie Herde - zu verteidigen. Aber von natürlicher Kreuzung oder künstlicher Befruchtung keine Spur. Im Zweifelsfall gilt: Löwenblut im Hundemaul, aber nicht in den Adern. So stuft Panzenböck auch die Rechtfertigung für den Kaufpreis als "totalen Mythos" ein.
Rassehund
Die Mythen und Geschichten rund um Tibetdogge sind blumig, reichen die ersten Berichte doch bis 1121 v. Chr. zurück. Fundierte Schilderungen stammen von Marco Polo, der 1271 nach Asien reiste und über die Hunde Tibets beschrieb. Die nächsten Überlieferungen inklusive Illustrationen tauchten 500 Jahre später im 19. Jahrhundert auf.
Beim Do-Khyi handelt es sich um eine im Hochland des Himalaja entstandene Form des Haushundes. Die Bezeichnung Tibet-Dogge oder Mastiff ist irreführend. Denn die Theorie, der Do-Khyi sei der Urahn aller Doggen, hat sich als falsch erwiesen. Korrekt wäre tibetischer Schäfer oder Hirtenhund. Die Vierbeiner wurden tatsächlich als Beschützer der Herden und der Häuser verwendete. Sie sind berühmt für ihren Mut und ihre imposante Größe. Erstmals gezüchtet wurde diese Rasse in England.
"Das Statussymbol ist kein Segen für die Rasse", sagt Panzenböck und rät vor allem unerfahrenen Hundehaltern vom Do-Khyi ab: "Die kompromisslosen Wächter sind nicht leicht zu handlen. Sie eignen sich auch nicht als Stadthund." Das Zeug zum Modehund haben die königlichen Hunde hierzulande sicher nicht.
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