Querschnitt durch die österreichische Dramatik

Besetzung „Der Ignorant und der Wahnsinnige“: v.l.n.r.: Julia Stemberger (Königin der Nacht), Stefan Jürgens (Doktor), Therese Affolter (Frau Vargo), Martin Schwab (Vater), Dirk Nocker (Kellner Winter) 
Von 4. Juli bis 4. August 2024 erleben Sie in Reichenau die Vielfalt des heimischen Theaters

Mit Johann Nestroy („Lumpazivagabundus“), Arthur Schnitzler („Anatol“), Ödön von Horváth („Der jüngste Tag“) und Thomas Bernhard („Der Ignorant und der Wahnsinnige“) legen die diesjährigen Festspiele Reichenau den Fokus ausschließlich auf heimische Autoren. Mehr als 100 Vorstellungen sind ab 4. Juli bis inklusive 4. August im Theater Reichenau zu sehen. Ein Highlight könnte „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ (Bernhard) mit Starbesetzung werden.

„Der Ignorant und der Wahnsinnige“

Thomas Bernhard gilt international als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Mit seinem 1972 uraufgeführten Werk „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ setzte er sich mit der Thematik der Aufklärung, dem vorrangigen Thema in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, kritisch auseinander. 

Das Stück besticht durch die musikalische Stimmführung seiner Figuren. Kritisch reflektiert der Autor darin auch die Rolle der Kunstschaffenden, die dazu verdammt sind, sich im Kunstbetrieb zu verkaufen. Mit Martin Schwab (Vater), Julia Stemberger (Königin der Nacht), Stefan Jürgens (Doktor), Therese Affolter (Frau Vargo) und Dirk Nocker (Kellner Winter) geht das Fünfpersonen-Stück hochkarätig besetzt in die herannahende Festivalsaison. 

Die Regie führt Hermann Beil. Er gilt als Bernhard-Kenner und hat zahlreiche Uraufführungen Thomas Bernhards begleitet. Seine persönlichen Begegnungen mit dem Autor fasst Herman Beil im Reichenau Podcast so zusammen: „Er hatte einen Sinn für einfache Menschen und große Anteilnahme daran, wie es den Menschen geht. Das ist für mich das Fundament für seine Stücke.“ In der Auseinandersetzung mit dem Werk ist Hermann Beil, der selbst bei der Uraufführung in Salzburg anwesend war, überzeugt. „Was wir immer wieder erleben, ist, wie unterschiedliche Theatertexte in der jeweiligen Zeit wirken können. Es gibt eine Lust der Zuschauer zu sehen, welche Wirkung das Stück heute hat.“ 

Bernhard schrieb seine Stücke ohne Interpunktion. Für Hermann Beil öffnet sich hier viel Raum für großes Gefühl und Leidenschaft vor allem für die Schauspielerinnen und Schauspieler, denn „Thomas Bernhard ist ein Autor, der für Schauspielerinnen und Schauspieler schreibt“. In Reichenau ist diese Aufgabe bestens anvertraut.

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