Erinnern für die Generationen danach

Mit KURIER Herausgeber Helmut Brandstätter diskutierten (v.l.): Helga Feldner-Busztin, Elisabeth Brainin und Monika Sommer.
Beim KURIER-History-Gespräch am 22. Jänner 2019 im Haus der Geschichte Österreich ging es darum, wie die NS-Zeit unsere Gegenwart prägt.

Helga Feldner-Busztin war neun Jahre alt, als sie bemerkte, dass sich gerade etwas änderte. Bis dahin war sie Schülerin einer Volksschule in Wien Margarethen – und eine von vielen. Dass sie auch eines von zwei jüdischen Kindern in ihrer Klasse war, spielte noch keine Rolle. Aber genau das wurde 1938 anders.

Beim KURIER-History-Gespräch, das im Haus der Geschichte Österreich (hdgö) stattfand, erzählte die heute 89-jährige Zeitzeugin, wie sie den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich erlebte und von der Geschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus.

Am 11. März 1938 hielt der austrofaschistische Bundeskanzler Kurt Schuschnnigg seine berühmt gewordene Abschiedsrede. Damals, so Feldner-Busztin, habe ihr Vater, eigentlich ein Sozialist, geweint – und sie habe mitgeweint, obwohl sie nicht genau wusste, was so schlimm war. Aber dass es schlimm werden würde, das ahnte das Mädchen bereits.

1943, Helga Feldner-Busztin war mittlerweile 14, wurde sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ins KZ Theresienstadt deportiert, während der Vater in die KZ Buchenwald und Auschwitz kam. Durch eine Reihe unwahrscheinlicher Wendungen kam die ganze Familie mit dem Leben davon.

Erinnern für die Generationen danach

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Erinnern für die Generationen danach

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Erinnern für die Generationen danach

Erinnern für die Generationen danach

Erinnern für die Generationen danach

Zahlreiche KURIER Leserinnen und Leser waren an diesem Abend anlässlich des Holocaust-Gedenktages ins hdgö gekommen, um den Schilderungen der Holocaust-Überlebenden zuzuhören. KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter führte durch das Gespräch, an dem neben Helga Feldner-Busztin die Psychoanalytikerin und Autorin Elisabeth Brainin und die Direktorin des hdgö, Monika Sommer, teilnahmen. Darin ging es außerdem generell um das Erinnern an den Holocaust und darum, wie man die Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors wach halten und an kommende Generation weitergeben kann. Ob es Parallelen zwischen der Gegenwart und den 1930er- und 40er-Jahren gibt, wurde ebenso diskutiert, wie die Frage, wie die NS-Zeit bis heute nachwirkt und wie Menschen individuell und kollektiv mit Traumata umgehen.

Warum sie selbst nach allem, was sie während des Krieges und in der Nachkriegszeit erlebte, nie verbittert war, erklärte Helga Feldner-Busztin knapp: Sie sei, auf gut Wienerisch gesagt, einfach zach – und hätte sie nicht weitergemacht, dann hätten ja die anderen gewonnen.

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