Zweihundert Jahre "Stolz und Vorurteil"
Sie hassen und sie lieben sich, liefern sich schlagfertige Dialoge, verwickeln sich in unglaubliche Missverständnisse - und am Schluss sind sie glücklich vereint. Die schöne und vorlaute Elizabeth Bennet und der attraktive, wohlhabende, aber verschrobene Mister Darcy aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil" gehören zu den wohl berühmtesten Liebespaaren der Weltliteratur. Am 28. Jänner 1813 erschien der Roman der britischen Autorin zum ersten Mal. Seitdem verlor er nie an Popularität.
Beliebter Filmstoff
Auf der Suche nach Ehemännern
Die Geschichte selbst ist eine ihrer Zeit: In der von steifen Formalien bestimmten Welt des englischen Landadels sind die fünf Schwestern der Familie Bennet auf der Suche nach Ehemännern. Als der reiche Mister Bingley zusammen mit seinen Freund Mister Darcy in das benachbarte Herrenhaus einzieht, geht die Jagd auf die Junggesellen los. Die Handlung entwickelt sich zwischen Standesdenken und Geldsorgen, moralischen Fragen, Erbrecht, und eben Stolz und Vorurteilen. Am Ende gibt es mehrere Hochzeiten und ein Happy End.
Mehr als eine Liebesgeschichte
Schon kurz nach seinem Erscheinen schied der Roman die Geister. Einerseits war er bei Lesern ungeheuer beliebt. Über die Jahrzehnte warfen ihm aber immer wieder auch teils berühmte Kritiker - wie zum Beispiel Walter Scott oder Charlotte Brontë - Konservatismus und einen eingeengten Blickwinkel vor. Aus heutiger Sicht erscheint so manches noch antiquierter. Doch Austen-Fans warnen davor, sich von der oberflächlich simpel erscheinenden und unterhaltsamen Story täuschen zu lassen, und sie nur als Liebesgeschichte zu sehen.
In ihren Einstellungen zu Ehe, Elternschaft und Karriere sei sie gar der Prototyp einer Feministin gewesen. Verkannt wird das heute laut Betts unter anderem deshalb, weil prächtige Kostümfilme die Zuschauer einlullen. Doch im Herzen des Buches und auch anderer Austen-Werke lägen radikaler Realismus und Gesellschaftssatire.
Zeitlose Fragen
Nach Ansicht von Schriftstellerin und Austen-Kennerin Susannah Fullerton hat sich "Stolz und Vorurteil" seine Aktualität vor allem deshalb bewahrt, weil es um universelle, zeitlose Fragen geht. "Es lässt uns über Freundschaft nachdenken, über unsere Beziehungen zu unseren Eltern und Geschwistern, darüber, ob man Glück in der Ehe finden kann, über strenge Arbeitgeber und über Zufälle und deren Rolle in menschlichen Angelegenheiten."
Es lade dazu ein, sich universelle Fragen zu stellen, meint Fullerton. "Die menschliche Natur hat sich in den vergangenen 200 Jahren nicht geändert und deshalb kann "Stolz und Vorurteil" uns immer noch sagen, wie Menschen ticken. Und es zwingt jeden Leser, sich über die vielen Formen von Stolz und Vorurteil Gedanken zu machen, der wir in der Welt, in der wir leben, alle jeden Tag begegnen."
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