Kundera wurde am 1. April 1929 in Brünn geboren, als Sohn eines Konzertpianisten, in ein kulturelles Mitteleuropa, dessen Eckpunkte für ihn Kafka, Nietzsche, Musil, Janacek – und zunehmend der französische Surrealismus waren. Mit 18 trat er in die kommunistische Partei ein, nur um zu erkennen, dass diese alsbald altes Unrecht durch neues ersetzte, wie er in „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ schrieb, – und rauszufliegen.
Letzte Freiheit
Diese politischen Erfahrungen schilderte er in „Der Scherz“ (über einen wegen eines Scherzes in Ungnade gefallenen Studenten, der im Kohlebergwerk arbeiten muss). Und später eben auch in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ vor dem Hintergrund der Niederschlagung des Prager Frühlings. In dem Buch wird der Chirurg Tomas (in der bekannten Verfilmung gespielt von Daniel Day Lewis) wegen politischer Aufsässigkeit aus seinem Job gedrängt.
Auch Kundera verlor seinen Posten, als er zum zweiten Mal aus der KP flog: Nach dem niedergeschlagenen Prager Frühling drängte er auf Reformen, das war damals nicht gern gesehen. Tomas muss Fenster waschen – und nützt diese Tätigkeit, um seine zahllosen Affären auszuleben. Die sexuelle Freiheit, eine der wenigen, die es im Ostblock gab, wurde zum ins Absurde überspitzen Ersatzleben in einem Regime, in dem man der weiteren Ausdrucksformen des Menschlichen beraubt war.
Kundera selbst sah keine weitere Möglichkeit in seinem Heimatland, er emigrierte 1975 nach Frankreich, wechselte in den 1990ern seine Sprache als Autor – was ihm nach dem Fall des kommunistischen Regimes nachgetragen wurde.
Erst in den 2000ern erschien „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ in Tschechien, die Verkaufszahlen blieben gering.
Politische Vorwürfe
2008 wurde in einer Biografie der Vorwurf erhoben, Kundera habe als Student 1950 einen Westspion an die kommunistische Polizei verraten – was der Autor als „Attentat“ auf sich zurückwies.
Eine durchgängige Rolle in seinem Werk spielt auch das Lachen, das für ihn den Charakter einer Gegenwehr gegen die Unzumutbarkeiten der Realität verkörperte. Sein letztes Buch erschien 2014. In „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“ resümierte er: „Wir haben seit Langem begriffen, dass es nicht mehr möglich ist, diese Welt umzustürzen oder neu zu gestalten oder ihr unseliges Vorwärtsrennen aufzuhalten. Es gab nur noch einen einzigen möglichen Widerstand: sie nicht ernst zu nehmen.“
Zusatz: „Aber ich stelle fest, dass unsere Witze ihre Macht verloren haben.“
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