Zum Sterben fast zu schad’

Wiener Lustspielhaus, Jedermann, honorarfrei
Ab 18. Juli kann man einen Jedermann erleben, der "fesch" ist und wienerisch spricht.

Nicht nur der Salzburger Domplatz hat einen „Jedermann“. Auch das Wiener Lustspielhaus nimmt sich heuer, in seiner zehnten Saison, Hugo von Hofmannsthals berühmten Spiel vom Sterben des reichen Mannes an. In der sehr frei von Franzobel interpretierten Version ist der „Jedermann“ jedoch ein junger Hupfer.

„Der Jedermann sollte eigentlich ein alter, gestandener, reicher, fülliger Mann sein. Ich habe mir aber gedacht, nehmen wir doch einmal einen jungen, feschen, um den es wirklich schad’ ist“, erklärt Intendant Adi Hirschal schmunzelnd.

Seine Wahl fiel auf den 22-jährigen Schauspielerspross Ben Marecek. Als schillernder Modemacher Koloman „Mandi“ Jedermann ist er Mitglied der Reichen und Schönen und trotz seiner Jugend bereits völlig abgeklärt und empathielos geworden.

Als verführerische Buhlschaft alias Isabella Kartoffelkeller steht die Niederösterreicherin Sophie Aujesky an seiner Seite, Gabriela Benesch gibt als Alphonsine Stopfschwammerl Jedermanns trinkfeste (ausschließlich Champagner) Mutter. Adi Hirschal selbst wird in die Rolle des Todes schlüpfen, der hier jedoch auf den Namen Abkratius Hindrich von Sens und Moder hört und einen unvorteilhaften Strickoverall trägt.

„Er schaut zwar aus wie der Sensenmann, benimmt sich aber wie ein sehr nachvollziehbarer Charakter, wie wir ihn unter den Menschen gut kennen“ , betont Hirschal.

Franzobel, der Autor dieser musikalischen Posse, war übrigens selbst noch nie bei der Salzburger „Konkurrenz“. „Bei den Festspielen war ich noch nie. Ich könnte mir, glaube ich, die Karten gar nicht leisten. Für mich ist der dortige ,Jedermann‘ auch mehr ein Kultweihespiel, als Theater. Ich bin immer wieder erstaunt, dass das heute noch so gut funktioniert.“

Was ihn aber an dem Stoff gefällt, ist die „Fallhöhe“, „die ja in der Komödie genau so gut funktioniert“.

Nähere Infos: „Jedermann oder Der Tod steht ihm gut“ von Franzobel im Wiener Lustspielhaus: Am Hof, bis 30. Juli, Premiere: 18. Juli. Am 16. Juli findet bereits eine Benefiz-Vorstellung für „Licht ins Dunkel“ statt. Beginn: jeweils um 20 Uhr Karten von 9 bis 34 € unter ☎ 01/ 58885.

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