Wie es die jüdische Familie Weiss trotz größter Widrigkeiten geschafft hat, nach Krieg und Flucht mit „Arabia“ eine Marke aufzubauen, die nach dem Verkauf an Meinl 1980 und der Löschung zehn Jahre später nur mehr Erinnerung ist.
Beeindruckend ist, wie Weiss die italienische Espresso- Kultur in die traditionelle Kaffeesieder-Metropole importiert und Architektur als Werbeträger einsetzt.
Denn Oswald Haerdtl prägt mit seinen Geschäftseinrichtungen und Cafés den Zeitgeist und kreiert in der Nachkriegszeit ein buntes Ambiente für Leute, die es eilig und gern chic haben. Der Designer und Architekt prägte die Wiener Kaffeehauskultur in den Fifties wie kaum ein anderer seiner Zeit.
Die Schau erzählt zudem vom Palais Auersperg, und wie es zum Haus Arabia wird: Weiss kauft und modernisiert es 1954 mit Rücksicht auf die barocke Substanz, verlegt den Firmensitz dorthin, vor allem aber entsteht ein imposantes Kaffeehaus mit Wintergarten, ausgestattet mit exotischen Pflanzen und Tieren.
Das Auersperg wird zu einem wichtigen Veranstaltungszentrum in der Zweiten Republik, in dem Regierungsempfänge, Bankette und internationale Tagungen stattfinden. Auch für die jüdische Gemeinde ist das Palais gesellschaftlicher Treffpunkt für Feierlichkeiten bis hin zu Basaren der Women’s International Zionist Organization (WIZO).
Andrew Demmer, Enkelsohn von Alfred Weiss, führt ab den 80er-Jahren die Unternehmertradition mit einer Kombination aus Tee-Salon und Teefachgeschäft auf der Mölkerbastei weiter und propagiert „Everytime is tea time!“ Aber die Erwartung mancher, dass ein Wechsel des Genussmittels auch das Tempo der Zeit vermindern würde, dürfte sich nicht erfüllt haben.
So wie man schon seinerzeit nicht an die Beschleunigung des Lebens glauben wollte, als die Wiener Morgenzeitung 1925 schrieb: „In Wien klingt vor allem das Attribut ,espresso‘ einigermaßen paradox. In Wien wird nichts espresso erledigt, nicht einmal die Expressbriefe. Und gerade der Kaffee sollte in Eile zubereitet, in Eile getrunken werden?“
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