"Zoomania 2"-Regisseur über das Gute in der Schlange

Fuchs Nick, Schlange Gary und Häsin Judy in "Zoomania 2".
Die Fortsetzung des Oscar-prämierten Animationshits läuft ab Mittwoch (26. November) in den Kinos. Regisseur und Drehbuchautor Jared Bush im Gespräch über Reptilien, Vorurteile und den Glauben an das Gute.

Ein gefürchteter Mafiaclan bestehend aus winzigen Spitzmäusen oder eine Behörde, in der lauter Faultiere am Schalter sitzen: Mit schrägen tierischen Charakteren wurde „Zoomania“ (2016) für Disney zum Riesenerfolg und als bester Animationsfilm auch mit einem Oscar ausgezeichnet. Fast zehn Jahre später erscheint nun die Fortsetzung: Dieses Mal bekommen es die idealistische Polizei-Häsin Judy Hopps und ihr Partner, der Fuchs Nick Wilde, mit Reptilien zu tun. 

Neu sind auch Figuren wie Hans-Peter, Günther und DJ Spaß – inspiriert vom Deutschunterricht in der Schule, wie Regisseur und Drehbuchautor Jared Bush im KURIER-Gespräch im Zuge eines Pressetermins in München erzählt. „In den Schulbüchern tauchten immer wieder dieselben Namen auf. Einer davon war Hans-Peter“, erinnert sich Bush. Für den DJ habe er einfach „einen dummen Namen“ gesucht – „und ich fand, dass DJ Spaß großartig klingt.“

KURIER: Was war die Idee für das zweite Abenteuer von Judy und Nick?

Jared Bush: Im ersten Film treffen diese beiden sehr unterschiedlichen Tiere aufeinander und gehen sich erst einmal ziemlich auf die Nerven. Sie raufen sich dann aber zusammen und schaffen es, binnen 48 Stunden einen Fall zu lösen. Jetzt wird ihre Freundschaft vertieft. Die beiden unterscheiden sich nicht nur, weil es sich um einen Fuchs und einen Hasen handelt, sondern auch, weil sie die Welt ganz anders wahrnehmen. Sie lösen Probleme auf unterschiedliche Art und Weise. Es geht darum, wie man mit Unterschieden umgeht und trotzdem stärker wird. Die Antwort steckt im Film in einer sehr simplen, aber unglaublich emotionalen Szene.

Die Arbeit an einem Animationsfilm dauert mehrere Jahre, Sie mussten sich eingehend mit den dargestellten Tieren beschäftigen. War es schwierig, alle im Team zu überzeugen, mit Gary eine Grubenotter zum neuen Protagonisten zu machen?

Wir haben uns zunächst gefragt: Vor welchem Tier haben Säugetiere am meisten Angst? Schlangen. Und welche ist die gefährlichste? Eine Grubenotter. Manche im Team haben sich sehr über die Reptilien und Schlangen gefreut, andere haben große Angst vor ihnen. Ich glaube nicht, dass der Film ihre Einstellung geändert hat. Aber natürlich mögen sie Gary.

Schlangen sind in Filmen meist die Bösewichte, Gary ist aber äußerst sympathisch. Wollten Sie das Image dieser Tiere aufbessern?

Das hat definitiv auch eine Rolle gespielt. Es gibt zahlreiche Vorurteile gegenüber Schlangen und viele Menschen haben Angst vor ihnen. In unserer Recherche haben wir aber einige interessante Dinge erfahren. Manche Schlangen sind zum Beispiel großartige Eltern, was man vielleicht nicht vermuten würde. Manchmal gehen Schlangen sogar ein Art Freundschaft miteinander ein.

Faultier Flash in "Zoomania 2"

Auch in "Zoomania 2" dabei: Fanliebling Flash, das Faultier. 

Man sieht nun auch, wie Insekten und Fische verspeist werden. Wie haben Sie die Grenze gezogen, welche Tiere als Nahrung gelten?

Wir haben uns lange mit Wissenschaftlern unterhalten und sie haben uns gesagt, dass zum Beispiel ein Wolf unbedingt Protein braucht, um zu überleben. Auch wenn es sich in Zoomania um weiterentwickelte Tiere handelt, mussten wir eine plausible Nahrungsquelle finden und dazu gehören Insektenprotein und Fisch.

Es wird also keine Fortsetzung mit einem sprechenden Käfer geben?

Ich fürchte nicht. Die landen bei uns auf dem Teller (lacht).

Nick und Judy in "Zoomania 2".

Müssen sich wieder zusammenraufen: Nick und Judy in "Zoomania 2".

„Zoomania“ zeigt eine Welt der Diversität, Offenheit und Akzeptanz. Unterschiedliche Tiere leben hier friedlich miteinander. Seit dem ersten Film ist viel passiert und wir leben in einem anderen politischen Klima. Wie hat das den Zugang zu „Zoomania 2“ verändert?

Wir wollen mit unseren Geschichten menschliches Verhalten ergründen. Es gibt Dynamiken, die sehr zeitgeistig wirken, die es aber vor 5, 10, 50 oder 100 Jahren schon gegeben hat und die es auch in 20 Jahren geben wird. Tiere haben etwas an sich, das diese Themen zugänglicher macht. Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten können sich damit identifizieren – egal wo auf der Welt sie sind. Ich denke, das macht „Zoomania“ auch so besonders. Ich hoffe, dass die Leute sich darin wiederfinden und wir ihnen Gesprächsstoff liefern.

„Zoomania“ heißt im Original „Zootopia“, ein Kofferwort aus „Zoo“ und „Utopie“. Glauben Sie, dass die Welt, die Sie da erschaffen haben, heute mehr einer Utopie gleicht als noch 2016?

Ehrlich gesagt nicht. Mit dem ersten Film wollten wir zeigen, wie komplex die Welt ist. Judy kommt in eine neue Umgebung, die sie anfangs für perfekt hält. Dann stellt sie aber fest, dass es auch hier Probleme gibt und nicht alles makellos ist. Ich glaube, das gehört zur Welt, in der wir leben, und zu unserer Natur als Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht bemühen, einander helfen oder an das Gute auf der Welt glauben sollten. Denn davon bin ich überzeugt.

Regisseur und Drehbuchautor Jared Bush.

"Zoomania 2"-Regisseur und Drehbuchautor Jared Bush.

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