1725 ist „Antonio e Cleopatra“ im Auftrag eines Bankiers aus Neapel entstanden. Die Partitur wird bis heute in der österreichischen Nationalbibliothek, der damaligen Hofbibliothek, aufbewahrt. Neapel gehörte damals zum Imperium Kaiser Karls VI. „Antonio e Cleopatra“ endet daher mit einer Apotheose auf den Herrscher, dem im Stift Göttweig im berühmten Deckenfresko Paul Trogers über der Kaisertreppe ebenso gehuldigt wurde.
Hasse wiederum unterrichtete 1733 Maria Theresia, die Tochter Karls VI, deren späterer Besuch als Herrscherin im Stift Göttweig genau dokumentiert ist. Bienerts Brückenschlag von Neapel nach Göttweig gelingt, genau so wie er die Atmosphäre einer privaten Aufführung vor 120 Menschen nachvollziehbar macht.
Bei der Uraufführung sangen mit Vittoria Tesi und dem legendären Kastraten Farinelli zwei Stars des 18. Jahrhunderts. Nun meistern Katharina Adamcyk als Cleopatra und Alina Dragnea die beiden anspruchsvollen Gesangsparts tadellos. Gemeinsam mit der Tänzerin Maria Mühlbauer bringen sie die von Bienert detailliert einstudierte barocke Gestensprache mit ein.
Auch wenn das heutige Publikum das Wissen um die Interpretation dieser Theatersprache verloren hat, so bleibt doch die große gestalterische Kraft. Ähnliches gilt für die Musik. Die Qualität der Komposition wie auch der Darbietung des von Davide Mariano geleiteten Ensembles spricht für sich. Die prachtvollen Kostüme, Perücken und Maske kommen im vom Bühnenboden ausgestrahlten, originaler Kerzenbeleuchtung nachempfundenen Licht bestens zur Geltung.
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