Yusuf ist eben doch nicht Cat Stevens
Es gibt zwei Phasen in der Karriere des Steven Georgiou. Und die hat der 63-jährige Folk-Rocker säuberlich mit zwei Künstlernamen getrennt: Cat Stevens nannte er sich in seiner Glanzzeit in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren. Yusuf nennt er sich jetzt, nachdem er sich - 1977 zum Islam konvertiert - zurückgezogen und 2006 das Comeback-Album "An Other Cup" veröffentlicht hatte.
Dienstagabend zeigte er in der Wiener Stadthalle, dass diese Phasen nicht nur von Name und Gesinnung getrennt werden, sondern auch von einem Unterschied in der Qualität der Songs. Merkbare Melodien schrieb er in den 60ern, einfühlsame Texte, sprachlich simpel zwar, aber authentisch. "Moonshadow" und "Morning Has Broken" sind zu Recht Klassiker.
Blass
8000 Leute warten deshalb in der Stadthalle darauf. Yusuf geizt trotzdem damit, weckt zwar mit "Oh Very Young" und "Where Do The Children Play?" Erinnerungen an damals, aber vorläufig nur die blasseren.
Dann stellt er Teile eines entstehenden Musicals vor. Es ist eine salbungsvolle Story über die Liebe von Stormy und Lisa, an einem öden Ort ohne Sonne und Licht. Sie hat genau dieselben Schwächen wie die Yusuf-Songs, die das Musical tragen: keine Glaubwürdigkeit. Melodisch und sprachlich wandeln diese Lieder auf Kinderlieder-Niveau, wärmen die Botschaften von Frieden und Liebe auf, die dem zypriotischen Briten als Cat Stevens hörbar dringlich waren. Yusuf aber behandelt sie wie ein naiver Wiederkäuer.
Drei Mal gibt es bei dem Musical-Exkurs Coitus Interruptus: Welthits, für einen Akkord angespielt, abgebrochen mit "heben wir uns für später auf". Das großartige "Matthew & Son" spielt er aus -, aber in einer völlig verhunzten Version.
Nach der Pause ist die Stimmung deshalb am Nullpunkt. Das Konzert ist einfach langweilig. Erst ganz zum Schluss packt Yusuf doch noch die Klassiker aus: "Wild World", "Father & Son", "Morning Has Broken, "Moonshadow". Sympathisch ist, dass er in der Zugabe "If You Want To Sing Out" einschiebt, weil sich's jemand wünscht. Trotzdem: Fünf Highlights bei über 30 Songs ist ein mieser Schnitt.
Ohne Konzept und lange Solo
Show: Minimal, konzeptlos. Ein breiter Videoschirm zeigte nur Grafiken und Fotos, oft im Straßenszenen-Konzept der Bühnen-Deko, aber nicht immer.
Musik: Erst nach 20 Minuten kam zum akustischen Yusuf-Solo die Band dazu. Versierte Musiker, die allerdings die lahmen Songs auch nicht flott machen konnten.
KURIER-Wertung: *** von *****
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