Mit zwei von Franz Liszts Schubert-Transkriptionen aus dem „Schwanengesang“ gab sie einen kultivierten, aber dennoch belanglosen Auftakt. Ein flüchtiges Flüstern die „Liebesbotschaft“, verhalten der „Aufenthalt“, als suchte sie nach Orientierung. Dass der Schöpfer dieser beiden Piecen das nahe Ende seines Lebens ahnte, vermittelte sie nicht. Das klang, als müsste diese Pianistin erst ihren Weg zu Schubert finden, was sich auch in ihrer auf ein fröhliches Vor-sich-hin-Musizieren ausgerichteten Lesart der „Ungarischen Melodie“, D 817, manifestierte.
Spanisches Flair
Arnold Schönbergs Suite geriet zur pointilistischen Spielerei. György Ligetis „Herbst in Warschau“ und „Teufelsstiege“ nützte Wang für veritable Fingerakrobatik an den Tasten. Da raste sie über die Klaviatur, als wollte sie einen Rekord aufstellen. Bei Alexander Skrjabins Sonate Nr. 3 in fis-Moll setzte sie im schnellen Satz auf ihre technischen Fertigkeiten und Effekte, in den langsamen Passagen auf Klangfarben.
Bei den „Iberia“-Suiten von Isaac Albéniz agierte sie sicher, arbeitete die Effekte heraus, setzte Akzente, ließ ihr Spiel von einem spanischen Flair durchwehen.
Dann eine halbe Stunde Zugaben. Da war sie ganz in ihrem Element, riss ihr Publikum mit. Die „Carmen-Variationen“, Stücke von Gluck bis Glass und die schwelgerischen, jazzigen Variationen des Ukrainers Nikolai Kapustin brachten ihr stehende Ovationen ein.
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