"Ich lasse gern etwas Neues entstehen"
Mit der Präsentation des architektonischen Werkes des kritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei hat er 2011 einen Publikumserfolg programmiert. Auch beim Amerikaner Richard Prince (ab 19. 7.), heuer im Sommer im Kunsthaus Bregenz, könnte die "Quote" stimmen.
Die Rede ist von Yilmaz Dziewior, der sich dafür interessiert, "Kunst mit Leben zu verbinden". SP-Kulturminister Josef Ostermayer hat den Kunsthistoriker – seit Oktober 2009 Direktor des Kunsthauses Bregenz – zum österreichischen Kommissär für die Kunst-Biennale 2015 in Venedig ernannt. "Ein wirklich spannende Aufgabe", so Dziewior im KURIER-Gespräch. Ostermayer über dessen bisherige Arbeit: "Speziell seine gesellschafts- und identitätspolitischen Fragestellungen haben seine Projekte auf hochinteressante Art und Weise geprägt."
"Sicher stellt sich die Frage der Identität immer wieder in meiner Arbeit und für mich, der ich einen türkischen Vor- und einen polnischen Nachnamen habe. Und natürlich werde ich bei der Biennale 2015 auf den Raum und die reiche 80-jährige Geschichte des Länderpavillons eingehen", so Dziewior.
Er hat – 1964 in Bonn geboren – in London und Bonn Kunstgeschichte studiert und wurde "summa cum laude" mit einer Arbeit über Mies van der Rohe promoviert.
Österreich in Venedig
"Es gibt eine Reihe hervorragender österreichischer Künstler, die nicht nur ein dezidiertes Interesse an Architektur, deren Verfremdung und Interpretation haben, sondern auch speziell auf die vorgegebene Situation reagieren", sagte der neue Biennale-Kommissär.
Zur Frage, ob Einzel- oder Gruppenschau, und zu Künstler-Präferenzen wollte er sich noch nicht äußern: "Da möchte ich mir noch Zeit lassen zum Nachdenken und Konkretes erst im Frühjahr 2015 sagen." Denkbar sei durchaus auch ein interdisziplinärer Ansatz . So hat er etwa schon als Leiter des Kunstvereins in Hamburg mit dem Schauspielhaus gearbeitet:
"Es geht mir darum, Inhalte und Personen zusammenzubringen, etwas Neues entstehen zu lassen. Ich würde sagen, das kommt aus meinem Zugang als Kurator, aber auch aus meiner kunsthistorischen Ausbildung."
Zuletzt lag das Biennale-Budget bei 400.000 Euro, wobei sich Dziewior bewusst ist, dass von ihm "die Acquisition von Sponsorengeldern in bedeutender Höhe erwartet wird". Bei seinem Vorgänger Jasper Sharp kamen so 1,2 Millionen Euro in die Kassen.
"Immunisiert" fühle sich Dziewior jedenfalls nach mehr als 20 Jahren Praxis gegenüber Begehrlichkeiten von Galeristen. Auch dass er 2013 ein Bild von Zobernig für die Kunsthaus-Bregenz-Sammlung angekauft habe, sei noch nicht als Präjudiz für seine Venedig-Künstlerselektion zu werden.
"Wir haben unter anderen auch schon Arbeiten von Valie Export und Dorit Margreiter angekauft", sagt Dziewior und lässt sich partout – noch – nicht in die Karten schauen, was seine Pläne für Venedig 2015 betrifft.
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