Yello in Wien: Gut gemacht, aber wenig mitreißend

Yello Frontmann Meier nach der Show: "Wir kommen wieder"
Im Pensionsalter spielen Dieter Meier und Boris Blank ihre erste Tournee.

Mit fast 40 Dienst- und rund 70 Lebensjahren gehen die meisten Bands auf Abschiedstour. Yello fangen dann erst damit an. Mittwochabend trat das Schweizer Duo im Rahmen seiner ersten Konzertreise in der Wiener Stadthalle auf. Nur 2500 waren gekommen. Aber auch wenn es natürlich in Frage zu stellen ist, ob Yellos elektronischer, immer leicht skurriler, tanzbarer Sound überhaupt auf eine Bühne gehört - wie Sänger Dieter Meier (72) und Sound-Bastler Boris Blank (65) das, was heute als die Wurzeln von Techno gilt, für die Bühne umsetzen, ist schon sehr gut gemacht.

Schon der Auftakt mit „Magma“ zeigt das: Blank, wie ein EDM-DJ hinter einem Pult aus LED-Schirmen, drückt ein paar Knöpfe und schickt schwebende Klänge in die Stadthalle. Doch schon bald kommen zwei Trompeter auf die Bühne, setzen behagliche, vertraute Tonfarben in diese mysteriöse Soundlandschaft. Das hat Atmosphäre.

Dann kommen Meier, drei weitere Bläser, zwei Dummer, zwei Backgroundsängerinnen und ein Gitarrist auf die Bühne und legen mit dem tickenden, zwingenden Tanzbeat von „Do It“ los. In der Folge zeigt das Ensemble, wie gut sich Live-Instrumente mit den Beats von Blank paaren, wie viele verschiedene Stimmungen diese Mischung ergeben kann. Mal treten die Bläser in den Vordergrund, geben den Rhythmen einen jazzigen Touch oder Latin-Feeling. Dann wieder ist der Gitarrist am Ruder, macht „Limbo“ zu einem funkigen Erlebnis. „Si Senor The Hairy Grill“ ist elektronischer Punk. Und „The Rhythm Divine“, das Yello 1987 mit Shirley Bassey aufgenommen haben, bringt James-Bond-Flair in die Stadthalle.

Yello in Wien: Gut gemacht, aber wenig mitreißend
ABD0173_20171206 - WIEN - ÖSTERREICH: Musiker Dieter Meier und Boris Blankvon (r.) "Yello" am Mittwoch, 06. Dezember 2017, während eines Konzertes in der Stadthalle in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

Für diesen Song holen Yello die Sängerin Malia auf die Bühne. Auch das ist gut gemacht: Nachdem Meier nicht der weltbeste Sänger ist, seine Texte rappt, anstatt melodiös intoniert, bekommt man nach ein paar Songs Sehnsucht nach Abwechslung. Die liefern Yello dann auch punktgenau mit den Gesangeinlagen von Malia, die mehrmals auf die Bühne kommt, und Fifi Rong. Die in London lebende Musikerin macht im Mittelteil das verträumte „Kiss The Cloud“ zu einem Höhepunkt.

Illustriert wird die Musik mit Videoeinspielungen, die Dieter Meier zusammengestellt hat. Weil er für seine Experimentalfilme einen Soundtrack suchte, kam er einst mit Boris Blank zusammen. So sind die Videoeinspielungen, die zu großen Teilen aus Resten der Drehs von früher bestehen, dadaistisch und humorvoll - und von vornherein im Einklang mit der Musik.

Aber trotz all dieser Pluspunkte springt der Funke in der Wiener Stadthalle lange nicht über. Denn all das ist sehr gut gemacht, aber – zumindest heute und in dieser zu großen und kalten Halle – nicht mitreißend. Stimmung kommt erst auf, als Yello am Schluss ihren größten Hit „The Race“ anstimmen. Dieter Meier stört das offenbar nicht. „Wir kommen wieder“ verspricht er den am Ende doch noch jubelnden Wienern.

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