Wurde Albert Camus vom KGB ermordet?

Schriftsteller Albert Camus soll vom KGB ermordet worden sein. Ein Tagebucheintrag eines tschechischen Übersetzers gibt Hinweise darauf.

In europäischen Zeitungen wird mehr als 50 Jahre nach dem Tod des französischen Schriftstellers Albert Camus über ein mögliches Mordkomplott des sowjetischen Geheimdienst KGB spekuliert. Der verstorbene tschechische Schriftsteller und Übersetzer Jan Zabrana habe in einer bisher unbekannten Passage seines Tagebuches von einem Mordkommando des sowjetischen Außenministers Dmitri Schepilow gegen Camus geschrieben, berichtete der britische Observer am Sonntag unter Berufung auf die italienische Zeitung Corriere della Serra.

Der 1984 verstorbene Tscheche berief sich auf eine ungenannte Person, einen "Mann der vieles weiß und gut informierte Quellen" habe. Diesem zufolge hätten sowjetische Spione mittels gefinkelten technischen Spielzeugs die Reifen des Fahrzeugs beschädigt, mit dem Camus und sein Freund und Verleger Michel Gallimard am Weg nach Paris waren.

Angriff auf sowjetischen Außenminister

Grund für das Attentat sei ein publizistischer Angriff von Camus auf Schepilow gewesen, in dem der Schriftsteller dem sowjetischen Außenminister Schuld an der gewaltsamen Niederschlagung des ungarischen Aufstandes 1956 gab. Den Hinweis auf die Mord-Vorwürfe gab der italienische Dichter Giovanni Catelli, der bemerkt hatte, dass die entsprechende Passage in einer veröffentlichten Version des Tagebuchs von Zabrana fehlte.

Camus hatte zum Zeitpunkt seines Todes am 4. Jänner 1960 Weltruhm erlangt. Im Wrack des Autos, in dem er und sein Verleger verunglückten, fand man ein unvollständiges Manuskript des 46-Jährigen mit dem Titel "Der erste Mann", das von seiner Jugend in Algerien handeln soll. Camus hatte eigentlich mit dem Zug aus einem weihnachtlichen Aufenthalt in der Provence nach Paris zurückkehren wollen, wurde jedoch von seinem Verleger überredet, gemeinsam mit dem Auto zu fahren.

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