Wolfgang Puschnig: Der mit dem Sax singen kann

Wolfgang Puschnig gilt als einer der besten und einflussreichsten Jazz- Musiker Europas.
Wolfgang Puschnig, Österreichs einziger Saxofonist von Weltgeltung, startet Freitag eine Personale.

Wolfgang Puschnig hat sich nie in nur eine Schublade stecken lassen: Dem Saxofonisten und Flötisten widmet das Konzerthaus ab Freitag eine Personale mit vier Projekten und viel neuer Musik.

Der gebürtige Klagenfurter ist ein Vielseitiger, der das Prinzip lebt: Du sollst nicht immer dasselbe zelebrieren. Er hat dieses ungeschriebene Gesetz des Jazz verinnerlicht, war anderen Kulturen und Stilen gegenüber stets aufgeschlossen und hat sich wie kaum ein anderer um den heimischen Jazz verdient gemacht.

Puschnig, Jahrgang 1956, überrascht gern mit Bands in ganz unterschiedlicher Besetzung. Er war Gründungsmitglied des Vienna Art Orchestra, untermalte einst Lesungen des Lyrikers Ernst Jandl, holte mit den Pat Brothers den Punk Jazz nach Wien, arbeitete mit der koreanischen Trommel-Gruppe Samul Nori zusammen und erschloss sich mit Geiger Mark Feldman transatlantischen Chamber Jazz. Sein 1991 gegründetes Projekt Alpine Aspects hat die Alpenroots des Jazz ausgeleuchtet.

Prägnante Melodien

Der Konzerthaus-Zyklus "Sources" startet ab Freitag mit "The Philly Connection", u. a. mit dem Ex-Ornette- Coleman-Bassisten Jamaaladeen Tacuma, und bietet die seltene Gelegenheit, den Musiker aus verschiedenen Perspektiven zu erleben.

Denn Berührungsängste kennt der Kosmopolit mit starken Kärntner Wurzeln nicht. Jede Band ist für ihn ein Stück Weg in unbekanntes Terrain: "Songlines – a vocal world" (am 25. 1.) kombiniert Jazz-Solisten wie den Tuba-Spieler Jon Sass mit World Music made by Insingizi, der Vokalgruppe aus Simbabwe. Und gemeinsam mit dem auf vokalen Jazz spezialisierten Männergesangsquartett schnittpunktvokal wird u. a. das Volkslied subtil modernisiert. Noch immer ist es landschaftstypisch – und doch plötzlich im Jazz gelandet. Das Subtile ist ihr Geheimnis. Da wird nichts mit aller Gewalt renoviert, sondern ganz behutsam Althergebrachtes mit Neuem und Humor ergänzt.

"Die Melodie ist mir sehr wichtig. Das ist nicht zuletzt das Erbe der Volksmusik-Ader", sagt Puschnig. "Der spezifische Melos von da unten hat – das haben mir erst meine amerikanischen Musikerkollegen bewusst gemacht – eine gewisse Verwandtschaft zum Blues."

Mit Raphael Preuschl (Bass), Paul Urbanek (Klavier) und Lukas König (Schlagzeug) war Puschnig schon oft live auf der Bühne: Bei "Homegrown" (am 27. 2.) unternimmt er einmal mehr den Versuch, die Grenzen seines Instrumentes auszuloten und neu zu definieren. Und kann sich darauf verlassen: Was Spielfertigkeit, stilistische Offenheit und Experimentierfreude, betrifft, stehen die drei Musiker dem Bandleader um nichts nach.

Ein neues Werk kündigt Puschnig für sein Großprojekt "Korean Spirit" schließlich am 21. 5. an: Daran beteiligt ist die Band Saxofour, außerdem wird die in der Vergangenheit bewährte Zusammenarbeit mit dem koreanischen Percussion-Ensemble Samul Nori in der aktuellen Formation Red Sun fortgesetzt. Aber die musikalische Konstante bei allen Programmen ist der für Puschnig charakteristische elegisch-gefärbte Sehnsuchtston und seine "singende" Phrasierung am Sax – sein unverwechselbares Markenzeichen.

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