Wo sind die Stars? Musikvorschau 2018
Auf dem Sprung nach ganz oben: Die Chvrches aus Schottland
Es ist ein bisschen wie im Fernsehen. Früher gab’s Straßenfeger, die einfach jeder gesehen hat. Und über die jeder am nächsten Tag im Büro, in der Schule, am Arbeitsplatz gesprochen hat. Das Angebot ist heute dank Cable-Networks um Häuser besser und vielfältiger – aber jemanden zu finden, der wirklich zur gleichen Zeit die gleiche Folge der Serie anschaut, die man selbst grad sieht, ist schon ziemlich schwierig. Da tauscht man sich – Achtung Nerd-Alarm! – schon besser mit Gleichgesinnten aus aller Welt im Internet aus.
Musikalisch bedeutet das Folgendes: Ja, es gibt noch ein paar Stars, die wirklich jeder kennt. Adele zum Beispiel. Ed Sheeran vielleicht. Und … Beyoncé! Wobei man sagen muss, dass Queen Bs Name bekannter ist als ihre Songs. Sean Combs mag der reichste Musiker aller Zeiten sein, aber seine Musik kennt mein Sitznachbar in der Bim genauso wenig wie die von Miguel, auch wenn der zurzeit mehr CDs verkauft als jeder andere. Denn: Der Popstar als globales Phänomen, als Fabrikant von Welthits, die wirklich jeder mitsingen kann, wie wir es von den Beatles über Abba bis Robbie Williams kannten, ist tot. Und man muss ihm ebenso wenig nachweinen wie den alten TV-Serien, deren allgemeine Beliebtheit heute auf berechtigtes Unverständnis stößt.
It-Girl I: Sigrid aus Norwegen
Es lebe die Diversität – und die aufregend bunte Welt der zeitgenössischen Populärmusik! Engagierte Klein-Labels und Do-it-yourself-Aufnahmen machen’s möglich. Wer sich interessiert, wird fündig, wem alles Wurst ist, der bleibt bei der biederen Hausmannskost, die einem über Formatradios lieblos auf den Teller geknallt wird.
Dem klassischen Konzept des Stars am nächsten kommen könnten im heurigen Jahr die schottischen THE CHVRCHES. Mit ihrem Elektropop haben sie sich eine ordentliche Fangemeinde erspielt, Frontfrau Lauren Mayberry ist süß und edgy zugleich – und für ihre mit Spannung erwartete dritte CD haben sie sich Producer Greg Kurstin an Bord geholt. Und der hat nicht nur mit David Byrne und Ben Harper gearbeitet, sondern auch Hits für Leute wie Pink, Lana Del Rey, Sia, Katy Perry, Lilly Allen und Adele (!) produziert.
It-Girl II: Billie Eilish aus Kalifornien
Für einigen Mainstream-Wirbel könnte auch die 16-jährige Kalifornierin BILLIE EILISH mit ihrem unverschämt eingängigen Pop sorgen. Während die britische Soulerin COSIMA trotz Weltstimme eher eine Indie-Queen werden dürfte. Die Norwegerin SIGRID hingegen ist für Retro-Pop-Fans jetzt schon ein Star und für Menschen, die die 80er modisch nicht mitmachen mussten, weil sie mit der Gnade der späten Geburt gesegnet sind, eine veritable Style-Ikone. Der supersympathische KHALID hatte mit dem sonnigen „Young, Dumb And Broke“ heuer einen massiven Hit. Schauen wir, ob er nachlegen kann.
It-Girl III: Mavi Phoenix aus Österreich
Und ob Bands wie die dreamrockigen PALE WAVES oder STARCRAWLER, die Glam-Punks aus L.A., je Superstars werden, mag bezweifelt werden. Aber wer will denn schon von der ganzen Welt gemocht werden? Das ist doch so was von altes Jahrhundert ...
2018 - Who To Watch:
CHVRCHES: Burry It (Synthpop)
KHALID: Young, Dumb & Broke (R’n’B)
BILLIE EILISH & VINCE STAPLES: &burn (Pop/R’n’B)
MAVI PHOENIX: White Polo (Pop/Trap)
COSIMA: To Build A House (Soul)
STARCRAWLER: I Love LA (Punk/Glam-Rock)
SIGRID: Don’t Kill My Vibe (Synthpop)
BETTA LEMME & SOFI TUKKER: Awoo (Elektro/80s)
AVELINO: Energy (Hip-Hop/Grime)
AU/RA: Concrete Jungle (Pop/Elektro)
THE REGRETTES: Hot (Punk/Rock)
NILÜFER YANYA: Baby Luv (Pop/Rock/Jazz)
IAMDDB: Shade (Hip-Hop/Trap/R’n’B)
ALMA: Chasing Heights (Pop/Elektro)
LEWIS CAPALDI: Bruises (Songwriter)
PALE WAVES: Television Romance (Dreampop/Indierock)
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