Wiener Theatermacher Karl Welunschek 67-jährig gestorben

Wiener Theatermacher Karl Welunschek 67-jährig gestorben
Laut "Standard". Gründete das Wiener Ensemble und leitete einige Jahre das Rabenhof Theater.

Der Wiener Regisseur, Bühnenbildner und Theaterleiter Karl Welunschek ist tot. Wie der "Standard" (Online-Ausgabe) am Freitag berichtet, sei Welunschek laut Angaben seiner ehemaligen Lebensgefährtin, der Schauspielerin Brigitte Kren, in der Nacht auf Freitag unerwartet in Wien verstorben. Der Gründer des Wiener Ensembles und ehemalige Leiter des Rabenhof-Theaters wurde 67 Jahre alt.

Fast 40 Jahre lang war Welunschek im etablierten Kulturbetrieb ein Störfaktor im besten Sinne, vor einigen Jahren gab er seinen Rückzug bekannt und begab sich auf Reisen. Welunschek, geboren am 26. Mai 1955 in Wien, machte nach einer Lehre zum Buch-, Kunst- und Musikalienverleger eine Ausbildung an der Schauspielschule Krauss. In seinen Zwanzigern inszenierte er etwa Heinz Rudolf Ungers "Unten durch" am Schauspielhaus Wien oder Peter Turrinis "Der tollste Tag" im Theater der Courage. Es folgten Arbeiten u.a. am Nationaltheater Mannheim (1982), bei den Wiener Festwochen (1986 mit der Österreichischen Erstaufführung von Joshua Sobols "Weiningers Nacht") oder Nestroys "Talisman" im Theater Der Kreis (1988).

Als "persönlichen Höhepunkt" bezeichnete Welunschek die Gründung der freien Theatergruppe Wiener Ensemble (1986-1996) gemeinsam mit Beatrice Frey, Andrea Braunsteiner und Michael Zerz. Mit dem Ensemble bespielte er auch das damals noch zum Theater in der Josefstadt gehörende Rabenhof-Theater u.a. mit Wolfgang Bauer ("Change", 1992), Reinhard P. Gruber ("Aus dem Leben des Hödlmosers", 1993) oder Samuel Beckett ("Endspiel, "Das letzte Band" und "Glückliche Tage", 1993).

Ende der 1990er zog es den Theatermann nach Frankfurt, wo er Shakespeares "Die lustigen Weiber von Windsor", Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" oder Harold Pinters "Alte Zeiten" inszenierte. Im Wiener Kabelwerk widmete er sich im Jahr 2000 Werner Schwab und inszenierte dessen "Volksvernichtung". Seine Ära als künstlerischer Leiter des Rabenhofs begann er am 31. Dezember 2000 unter dem Motto "Wien ist unglaublich geil".

Eine seiner letzten Theaterarbeiten war Jean Genets "Les Negres. Clownerie" auf der Studiobühne der Grazer Oper, das er gemeinsam mit seinem 2005 gegründeten austro-afrikanischen Schauspielensemble realisierte. In der steirischen Landeshauptstadt fungierte Welunschek zu dieser Zeit (bis Mitte 2007) auch als Kurator im Stadtmuseum Graz, wo er sich dem Schwerpunkt "Living Museum" widmete. 2007 gründete er die "Wolfgang Bauer Foundation", die sich der "Förderung der internationalen Verbreitung des künstlerischen Werkes und des Andenkens an Wolfgang Bauer" widmet.

Kommentare