Der KURIER fragte auch beim sozialdemokratischen Gesundheitsstadtrat Peter Hacker nach. Seine Pressesprecher waren – trotz dreifacher Bitte – nicht gewillt, die Fragen zu beantworten. Man gestand bloß ein: „Ja, ein Teil der Philharmoniker wurde geimpft.“ Tatsächlich waren es zwei Drittel.
Begründet wurde die Vorreihung mit: „Es gibt Spielverpflichtungen, darunter auch Auftritte im Ausland. (...) Leider können diese nur wahrgenommen werden, wenn beide Teilimpfung verabreicht wurden. Ansonsten hätten die Philharmoniker Pönalstrafen in Millionenhöhe zu zahlen.“ Und: „Es wäre jedenfalls unverantwortlich, die Wiener Philharmoniker sehenden Auges in millionenschwere Pönalstrafen laufen und sie in dieser Frage völlig im Stich zu lassen.“
Nicht beantwortet blieb zudem die Frage, ob die Angaben der Philharmoniker – eben dass „Pönalstrafen in Millionenhöhe“ drohen würden – hinterfragt worden wären. Den Vorwurf, der Öffentlichkeit die Bevorzugung der Philharmoniker verschwiegen zu haben, will man nicht nachvollziehen können: „Die Stadt Wien hat in dieser Frage immer mit offenen Karten gespielt.“
Der neue Gesundheitsminister soll sich über die Aktion „der Stadt Wien“ kritisch geäußert haben. In der Kulturpolitik jedenfalls ist das Unverständnis groß: „Es gibt eine klare Impfreihenfolge. An die sollte sich jeder halten, auch ein renommiertes Orchester“, so Maria Großbauer, ÖVP-Kultursprecherin und verheiratet mit einem Philharmoniker-Mitglied, zum KURIER.
Die parteifreie, von den Grünen nominierte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer sagt: „Der Impfplan gilt aus meiner Sicht für alle Menschen gleichermaßen.“ Und Veronica Kaup-Hasler, Kulturstadträtin von Wien (ebenfalls parteifrei, nominiert von der SPÖ), teilt mit, dass sie mit der Angelegenheit nicht befasst worden sei: „Die Anfrage der Philharmoniker richtete sich direkt an das Büro des Gesundheitsstadtrats.“
Ihre Haltung sei, sagt die Stadträtin, eindeutig und unmissverständlich: „Ich befürworte sehr die Einhaltung des nationalen Impfplans und appelliere an alle Künstlerinnen und Künstler, sich noch etwas zu gedulden. In herausfordernden Zeiten wie diesen ist Solidarität und Zusammenhalt nötiger denn je – auch wenn sich leider nicht alle danach richten.“
THOMAS TRENKLER
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