Eine zarte Liebeserklärung von Midori

Eine zarte Liebeserklärung von Midori
Bejubelte Klangwelten: Die Wiener Philharmoniker unter Andris Nelsons mit Geigerin Midori im Konzerthaus.

von Helmut Christian Mayer

Seit ihrem Debüt mit elf Jahren bei den New Yorker Philharmonikern vor vier Jahrzehnten zählt die Geigerin Midori ohne Unterbrechung zu den besten ihrer Zunft. Davon konnte man sich jetzt im Wiener Konzerthaus überzeugen. Vor allem beim diffizilen 2. Satz des 1. Violinkonzertes von Sergej Prokofjew konnte die gebürtige Japanerin mit ihrer edlen Guarnerius del Gesù aus 1734 eine enorme Virtuosität und energische Attacke zeigen wie auch die gefühlsmäßige Tiefe des Werkes ausloten. 

Gemeinsam nach Asien

Dabei wurde sie von den Wiener Philharmonikern unter Andris Nelsons ideal begleitet. Mit diesen wird sie demnächst eine gemeinsame Asien-Tournee bestreiten. Für den Jubel bedankte sie sich mit dem Largo aus der Sonate Nr.3 von Bach.

Phrasen ausgekostet

Nach der heftig akklamierten „Neunten“ bei den Salzburger Festspielen letzten Sommer folgte nun die „Fünfte“ Symphonie von Gustav Mahler im Programm.

Spätestens seit Luchino Viscontis Film „Der Tod in Venedig“ erlangte das Adagietto große Popularität, das eigentlich als sanfte Liebeserklärung an seine Frau Alma gedacht war. Und die Wiener können ihren Mahler. Denn unter der souveränen Stabführung des lettischen Dirigenten erklang es mit verträumten und fein modellierten Tönen, wobei sich Nelsons bei diesem wohl bekanntesten Musikstück Mahlers viel Zeit ließ und alle Phrasen voll auskostete. Aber auch sonst wurde das außergewöhnliche Werk zum Ereignis: Mit exzellenten Solisten in allen Instrumentengruppen wurden die vielen Nuancen des interpretatorisch enorm anspruchsvollen Stückes mit nie nachlassender Spannung und mit konturenscharfen, strahlenden Steigerungen musiziert.

Riesenjubel!

 

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