"Le Martyre de Saint Sébastien": 100 Jahre zum Erfolg

Alain Altinoglu
Ein kurioses und sehr interessantes Werk erklang im Musikvereins-Zyklus „ORF RSO Wien“: „Le Martyre de Saint Sébastien“.

Das Mysterienspiel „Le Martyre de Saint Sébastien“ wurde vom italienischen Dichter Gabriele D’Annunzio (der 1910 vor seinen Gläubigern nach Frankreich geflohen war) in französischer Sprache verfasst und von Claude Debussy vertont.

Schon vor der missglückten Uraufführung an einem Pariser Theater 1911 drohte der Erzbischof, alle Besucher zu exkommunizieren. Der Grund: Verletzung religiöser Gefühle, weil die jüdische Tänzerin Ida Rubinstein den Heiligen darstellte. Doch das Publikum verließ auch wegen der Überlänge der gesprochenen Dialoge den Saal. Ein Jahr später war die Aufführung einer symphonischen Suite der Bühnenmusik ebenso erfolglos wie eine gekürzte Bühnenversion in den 1920er-Jahren. Erst seit Kurzem feiert das Werk in konzertanter Form Erfolge.

So auch jetzt im Musikverein, in großartiger Besetzung mit dem hellen Sopran von Patricia Petibon und den Altistinnen Isabelle Druet und Marianne Crebassa. Beeindruckend als Sprecher in Ausdruck und Stimmvolumen Jean-Philippe Lafont. Micha Lescot (zweiter Sprecher) und der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde gaben ihr Bestes. Hervorragend: Dirigent Alain Altinoglu und das ORF Radio-Symphonieorchester.

KURIER-Wertung: **** von *****

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