Groteske mit Tschingderassabum

"Tararabumbia":  Eine vom Sinnsucher- und Liebesleidstück
Die Revue "Tararabumbia" bezaubert mit einem Großaufgebot an Bildern bei den Wiener Festwochen.

Wer’s verstehen will, hat schon verloren: So wie bereits das Wort "Tararabumbia" – außer als Synonym für etwas Hoffnungsloses – keine Bedeutung hat, so lässt sich Dmitry Krymovs gleichnamige Tschechow-Revue aus Moskau am besten sinnlich erfahren. Wie eine Fahrt mit der Grottenbahn. Wie ein penibel choreografiertes Kostümfest.

Die Bildertheaterproduktion ist ausgesprochen amüsanter Wahnsinn. Auf einem 30 Meter langen Förderband zwischen den beiden gegenüberliegenden Zuschauertribünen läuft quasi auf einem Laufsteg der Geschichten ein Spektakel mit fast 80 Darstellern ab, inspiriert von Anton Tschechows Kosmos.

Die beeindruckenden Szenen erinnern daran: Die russische Dichtung ist voller Geister und Dämonen. Die russische Geschichte auch.

Impressionen

Groteske mit Tschingderassabum

Groteske mit Tschingderassabum

Tararabumbia…
Groteske mit Tschingderassabum

Groteske mit Tschingderassabum

Tararabumbia…
Groteske mit Tschingderassabum

Tararabumbia…
Groteske mit Tschingderassabum

Tararabumbia…

Die Komik in der Tragik

Die beste Beschreibung des Abends: "Das Leben ist interessant, hell und prall." Der Satz ist auf dem Monitor zu lesen, der sonst wenig Orientierung gibt.

Wenn Nostalgie und Ironie, Sentimentalität und Groteske, Klischee und die Lust am Leiden miteinander tanzen. Im Licht der russischen Seele, die angeblich schwer, düster und wehleidig ist. Melancholisch und euphorisch zugleich.

Oder wenn das Geschehen mit Fragen verrätselt wird: "Warum ziehen die Zugvögel?" Oder: "Warum werden Kinder geboren?"

Tschechows Stücke sind hauchfeine Gewebe aus Wirklichkeit und Traum, aus Illusionen, denen wir anhängen, und Banalitäten des Lebens, denen wir erliegen.

Sie sind stets raffiniert gesponnen, durchsetzt mit teils freundlichem, teils bösem Humor, und öffnen dem Zuschauer den Blick in die Höllen, die Menschen einander bereiten.

Die Magie von "Tararabumbia" entfaltet sich in surrealen Einfällen und poetischen Bildszenen, die Zirkusluft atmen. Eine Schachtel mit Buntstiften fliegt durch die Luft. Eine Torte landet im Gesicht eines Mannes. Oder umgekehrt. Kinder und Stelzenmenschen, Tschechows drei Schwestern Olga, Mascha und Irina treten mit ihrem Bruder Andrej auf.

Außerdem Glücksritter, Duellanten, Marionetten, eine Blasmusikkapelle, die sowjetische Nationalmannschaft der Synchronschwimmerinnen, Taucher sowie das Bolschoi-Ballett aus der Zeit der UdSSR. Und eine Gondel. Denn: "Im nächsten Jahr fahren wir alle auf die Datscha in Venedig."

Wie da der Kosmos der Leidenschaften und der Sehnsüchte, der Siege und der Niederlagen mit Artistik und Slapstick vorgeführt wird, ist exakt die Art Komik, die auch bei Tschechow die Tragik der scheiternden Menschen offenbart.

Und "Tararabumbia" setzt das vom Dichter oft thematisierte Leid in Beziehung zur sowjetischen Vergangenheit. Als Wahnsinn. Aber wahnsinnig amüsant.

Eine skurrile Parade

Stück „Tararabumbia“ von Dimitry Krymov aus Moskau präsentiert Geschichte als Fließband in einer naiv-ironischen Tschechow- Revue. Wobei die Helden mit lautem Getöse und Geschepper auf dem Müllhaufen der Historie landen.

Eindruck Skurril, parodistisch, grotesk: Am Laufband ziehen verirrte Tschechow-Figuren vorbei, die drei Schwestern, die Möwe, der Schriftsteller Trigorin, aber – mit Tschingderassabum – auch Militärkompanien, Opernchöre und sogar eine Fliegerstaffel.

KURIER-Wertung:

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