Wiener Festwochen der Intransparenz und Ignoranz
Die Wahl naht. Wir könnten daher noch einmal über das Kulturprogramm von Sebastian Kurz befinden. Denn im Umfeld von Kulturminister Thomas Drozda meint man, es sei zum Teil „abgekupfert“ worden. Wohl nach dem Motto: „Gute Kulturpolitik ist keine Kunst“, wie es im „Plan A“ von Christian Kern heißt.
Wir könnten uns auch das Maul darüber zerreißen, dass diverse Kultursprecher, darunter Opernballorganisatorin Maria Großbauer, keine Ahnung haben, wie Thomas Bernhard aussah. Der ORF hatte ihnen, wie man am Donnerstag im „ZiB Magazin“ sehen konnte, Fotos etwa von Maria Lassnig und Karin Bergmann vorgelegt. Georg Willi von den Grünen scheiterte auf ganzer Linie. Den Kultursprecher muss er machen, weil die Partei keine Verwendung mehr für den Spaltpilz Wolfgang Zinggl hatte. Und nur interimistisch. Willi will lieber Bürgermeister von Innsbruck werden.
Aber wir dürfen nicht ganz auf die Kommunalpolitik vergessen. Beate Meinl-Reisinger, Wien-Chefin der Neos, richtete nach den ersten, eher erbärmlichen Festwochen unter der Leitung von Tomas Zierhofer-Kin eine umfangreiche Anfrage an SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
Die Antwort liegt nun vor – und erstaunt. Denn die Auslastung in der Höhe von 82,5 Prozent lag über (!) den Erwartungen des Kulturamts. Das Ziel waren bloß 80 Prozent gewesen. Auch finanziell sei alles paletti: Die Festwochen müssen lediglich einen Eigendeckungsgrad von 18 Prozent erreichen. Und das hätten sie übererfüllt.
Jetzt wissen wir auch, wie die Schau von Jonathan Meese im Kunsthistorischen Museum geradezu unglaubliche 60.000 Besucher – manche große Kunsthalle schafft das gerade einmal im gesamten Jahr – haben konnte: Man zählte tatsächlich alle Besucher der Gemäldegalerie.
Genaue Zahlen zu den Eigenproduktionen blieb der Stadtrat aber schuldig, weil sich der gesellschaftliche wie künstlerische Wert daraus nicht ablesen lasse. Meinl-Reisinger ärgert sich über diese „ignorante Argumentation“: „Bei einer Institution, die rund elf Millionen Euro an Förderungen erhält, ist es nicht zu viel verlangt, konkrete Zahlen auf den Tisch zu legen. Wenn nach dem Grundsatz einer ordentlichen Geschäftsgebarung gearbeitet wird, dann gibt es für mich keinen ersichtlichen Grund Zahlen zu verschweigen.“
Sie stellte noch eine weitere Anfrage – zu Franz Patay. Er ist nun schon ein Jahr lang in Personalunion Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien und Rektor der städtischen Musik-Uni. In Anbetracht der Größe dieser beiden Institutionen und der damit verbunden Fülle an Aufgaben und Verantwortungen sei dies nicht nachvollziehbar. Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner antwortete freundlich grüßend, dass die Anfrage „gemäß Wiener Stadtverfassung“ unzulässig sei. Und Mailath-Pokorny schloss sich vollinhaltlich an.
Die VBW als Tochter der Wien Holding ist eben ein ausgelagertes Unternehmen und unterliegt daher – von der SPÖ im Sinne der Intransparenz echt super gemacht! – nicht den Kontrollrechten der Opposition. Meinl-Reisinger beklagt dies.
Sich hinter einem Formalismus zu verstecken und Entscheidungen nicht zu begründen, ist in der Tat Un-Politik.
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