Wiener Festwochen 2014–2018: Erlöse um 61 Prozent gesunken

Ein Bild der Tristesse als Metapher für die Lage der Wiener Festwochen
Trenklers Tratsch: Veronica Kaup-Hasler beantwortete Fragen der Neos zu den Festwochen-Bilanzen schonungslos offen.

Wolfgang Wais, kaufmännischer Geschäftsführer der Wiener Festwochen, sträubte sich in den letzten Jahren, aussagekräftige Kennzahlen bekannt zugeben. Denn sie dürften, so mutmaßte man, nicht so super gewesen sein. Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) fand dies als Kulturstadtrat voll in Ordnung. Denn Intransparenz schützte ihn vor lästigen Fragen.

Veronica Kaup-Hasler hingegen, seit Mai parteilose Kulturstadträtin, kann dem Argument, dass die Öffentlichkeit als Geldgeber ein Recht auf Information habe, viel abgewinnen. Sie gelobte Besserung – und versicherte Wais, dass ja nicht er verantwortlich sei, sondern der jeweilige Intendant. Beate Meinl-Reisinger, Chefin der Neos, machte die Probe aufs Exempel – und brachte Ende Juni eine Anfrage zu den Festwochen ein. Die Antwort liegt nun vor. Sie fordert geradezu ein Lob heraus. Denn im Gegensatz zu den zynischen Stehsätzen, mit denen Mailath-Pokorny der Opposition zu verstehen gab, dass sie sich brausen gehen könne, antwortet Kaup-Hasler in den meisten Fällen ungeschönt.

Die Festwochen sind natürlich nicht erst in den letzten zwei Jahren unter der Leitung des mittlerweile zurückgetretenen Intendanten Tomas Zierhofer-Kin in Schieflage geraten, sondern bereits davor. Markus Hinterhäuser, Intendant von 2014 bis 2016, vermochte zumindest mit einer exzellenten Programmatik zu beeindrucken.

2014 war die Welt noch in Ordnung. Dank der Kraftwerk-Konzerte betrugen die Kartenerlöse 1,5 Millionen Euro; man nahm also beinahe so viel ein wie in den Rekordjahren 2001 und 2006 mit je 1,6 Millionen. Doch dann begann die Talfahrt: Die Einnahmen sanken 2015 auf 1,09 Millionen und 2016 auf 887.840 Euro. Man verschwieg die Zahl, Hinterhäuser wechselte als strahlender Intendant nach Salzburg.

Zierhofer-Kin unterbot die Ergebnisse mit Revoluzzer-Gehabe: 2017 wurden 807.382 Euro erlöst, heuer gar nur mehr 583.025 Euro.

Dass der von der Politik erzwungene Umbau nicht ohne Schrammen abgehen würde, war den Beteiligten bewusst: In der Vereinbarung mit der Stadt wurde als Zielvorgabe für 2017 bis 2019 ein Eigendeckungsgrad von lediglich 18 Prozent festgelegt. 2014 hatte Hinterhäuser 29,7 % geschafft.

Der Nachfolger schloss 2017 mit 22,5 Prozent ab. Die Zahl für heuer werde erst nach Jahresende feststehen. Brillant kann sie kaum sein. Denn es wurden lediglich 35.934 Karten ausgegeben; unter Luc Bondy waren es um die 50.000. Und von diesen 35.934 Karten verschenkte man 10,3 Prozent (an Medien, Bedürftige, Behörden, Künstler etc).

Meinl-Reisinger resümiert trocken: „Es ist unfassbar, wie die Wiener Festwochen in den letzten Jahren herabgewirtschaftet wurden. Mailath-Pokorny hat durch die Fehlbesetzungen nicht nur das Ansehen gefährdet, sondern auch bewusst der Opposition die tatsächlichen Zahlen verschwiegen. Kaup-Hasler ist es hoch anzurechnen, dass sie hier sofort die Reißleine gezogen hat.“

Leider blieb Kaup-Hasler ein paar Antworten schuldig – auf folgende Fragen: Wie viele der 33 heuer gezeigten Produktionen stammten aus Österreich? Entstanden den Festwochen durch die Auflösung des Vertrags mit Zierhofer-Kin Kosten? Und: Werden die Festwochen nun einer umfassenderen Evaluierung unterzogen?thomas.trenkler

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