Die Auswertung seines Nachlasses, 2015 und 2018 von der Wienbibliothek erworben, brachte viele neue Aspekte zu seinem Leben in Wien, zur Flucht 1939 und seinen Beziehungen zu wichtigen Zeitgenossen zu Tage.
Zu sehen sind Fotos, Dokumente, Aufzeichnungen, Manuskripte, Briefe mit rund 700 Korrespondenzpartnern sowie Werke aus der Nachlassbibliothek mit mehr als 2.300 Büchern.
Im Bild: Geburtstagsgratulation von Sigmund Freud an Salten, 1929
Außerdem Kunstwerke, die Salten beschrieb, wie Klimts „Pallas Athene“, Kurzweils „Dame in Gelb“ oder die Skandalskulptur „Hexe, Toilette machend für die Walpurgisnacht“ von Teresa Feodorowna Ries.
Salten war ein scharfsinniger Beobachter und Chronist seiner Zeit. Durch ihn bekamen Feuilleton und Kritik eine besondere Prägung, Profil und Charakter. Er schrieb Geschichten über so gut wie jeden Aspekt des Wiener Lebens – von den Eskapaden der Vergnügungssuchenden im Prater bis zu den Angehörigen des Herrscherhauses.
„Man kann über die Person Salten eine Kulturgeschichte Wiens zwischen 1890 und 1938 erzählen“, sagt Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums. Seine Zeichnungen der Österreicher, der Wiener in ihren Persönlichkeiten sind wertvolle Genrestücke eines Malers, der mit seinen Modellen in innigster Vertrautheit lebte. „Österreichisch“ war für ihn die „noble Unfähigkeit, sich in Szene zu setzen“.
„Sprachlich war er ein Chamäleon“, so die Kuratorin Ursula Storch. „Er schrieb leichte Theaterstücke, historische Romane und Filmdrehbücher, aber auch ein Buch über den Wurstelprater in einem völlig anderen Stil, mit Impressionen aus dem Wiener Alltag dieser Zeit. Faszinierend, wie er verschiedene Genres bedienen konnte.“
Mit Arthur Schnitzler verband ihn eine herzliche Freundschaft.
Mit Karl Kraus eine ebenso herzliche Feindschaft. Dem „Fackel“-Großkritiker, mit dem er sich 1894 noch freundschaftlich sogar eine Wohnung geteilt hatte, verpasste er später im „Griendsteidl“ Ohrfeigen, „was allseits freudig begrüßt wurde“, so Schnitzler, weil Kraus Saltens Liebesleben öffentlich gemacht hatte.
In einer Zeit wahlloser „Liebschäftchen“ ist Schnitzler – in einer stürmischen Romanze bis 1895 mit der Schauspielerin Adele Sandrock verbandelt – von den Allüren seiner kapriziösen „Dilly“ genervt. Ihr Seitensprung mit Salten beschädigt die Freundschaft der Männer nicht. „Salten. Ich kann mir nicht helfen – ich bin ihm geradezu dankbar.“ So hakt Schnitzler das Ende der Affäre Sandrock im Tagebuch ab.
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